Zwischen Nostalgie und Neubeginn: Mit Cockney Rebel will’s Steve Harley nochmals wissen


FRANKFURT. 1973 stand Cockney Rebel für exzentrisch instrumentierten Rock ’n‘ Roll und dramatisch inszenierte Balladen; Frontmann Steve Harley galt als egozentrischer Sänger mit Hang zur Theatralik. Drei intensive Jahre hielt Harley die Szene mit immer neuen Eskapaden und einem Nummer Eins-Hit („Make Me Smile“) in Atem. Als er sich dann als Solist versuchte, riß der Faden: Harley kehrte dem Musik-Business den Rücken, um sich als Schauspieler zu versuchen.

Nach diesem Abschied auf Raten überraschte der fast vergessene Exzentriker im Herbst ’89 mit einer längeren Club-Tour durch Deutschland. Obwohl Harley bei dem leisen Comeback auf ein hitgespicktes Repertoire baute, wollte er gleichzeitig den Beweis antreten, daß seine Songs nicht nur nostalgische Gefühle bedienen. Cockney Rebel-Songs waren immer anders als die Norm. Und das sind sie über all die Jahre geblieben.

Mit „Yes You Can“ ist inzwischen ein neues Album auf dem Markt, Steve Harley hat Cockney Rebel (mit Bruder Ian an den Keyboards) neu formiert und stellt sich selbstbewußt der Konkurrenz — selbst wenn Song-orientierter Rock ä la Cockney Rebel inzwisehen leicht antiquiert wirken mag. Bei seinem einstündigen TV-Live-Gig in der Frankfurter Music-Hall versprühte der linkisch wirkende Mann jedenfalls immer noch Charisma und schrägen Charme. Seine Interpretation von George Harrisons „Here Comes The Sun“‚ stimmte die Fan-Gemeinde ein auf Hits wie „Mr. Soft“ und die immer noch Gänsehaut erzeugenden Songs „Tumbling Down“ und „Sebastian“. Von den drei neuen Titeln überzeugte noch am ehesten die Pianonummer „Star For A Day“; „The Alibi“ und der Single-Auskopplung „Irresistible“ mit der unüberhörbaren Top 40-Orientiemng fehlt der Charakter, der Cockney Rebel zu Glanzzeiten ausmachte. Doch Mut zu mehr Risiko wird Harley nach den ersten positiven Reaktionen mit Sicherheit wieder fassen.