Happy Birthday, Fela Kuti!


Der König des Afrobeat wäre am 15. Oktober 2013 75 Jahre alt geworden.

Selten kann man es einer einzigen Person zuschreiben, ein ganzes Genre erfunden zu haben. Im Fall von Fela Kuti, der Schlüsselfigur des unwiderstehlichen Afrobeat, hat das aber seine Berechtigung. Kuti, der am 2. August 1997 an den Folgen von Aids starb, wäre am 15. Oktober 2013 75 Jahre alt geworden. Er hinterlässt ein Opus von über 70 Platten (Einsteigertipps: ZOMBIE, SORROW TEARS AND BLOOD und OPEN & CLOSE).

Der Nachhall seiner Musik ist auch in der Indie-Szene stark: Zuletzt hörten wir zum Beispiel von Thom Yorke, dass der bestimmende Soundtrack bei den Aufnahmen für das Atoms-For-Peace-Album AMOK Fela Kuti gewesen sei. Zu seinem Geburtstag erscheint die Benefiz-Kompilation RED HOT + FELA, auf der Künstler wie Questlove und My Morning Jacket den Musiker feiern. Auf dem YouTube-Kanal von Kuti verrät zum Beispiel Brian Eno, wie dessen Musik sein Leben zum Guten verändert habe.

Wir erinnern an Fela Kuti mit einem Archiv-Fund: Autor Hans Peter Künzler besprach in der Ausgabe 11/2004 die beiden Platten THE UNDERGROUND SPIRITUAL GAME und THE BEST OF.

Fela Kuti – The Underground Spiritual Game / The BEST OF… *****

Er veröffentlichte um die 70 Alben, war mit 27 Frauen verheiratet, wurde 200-mal vor Gericht beordert – und bei seinem Begräbnis erwiesen ihm 150.000 Nigerianer die Ehre. Fela Kuti war ein Unikum. Sein nächster Verwandter als Musiker und Volksheld war Bob Marley. Im Gegensatz zum Reggae-Papst war Fela aber kein bauernschlaues Naturtalent, das mit vager Mystik und gloriosen Melodien auch weiße Europäer und Amerikaner um den Finger wickelte.

Aus wohlhabender Familie stammend, erlebte Fela die Swinging Sixties in London als Student und Musiker mit – zu seinen Freunden gehörte Crearn-Drummer Ginger Baker. Ein Aufenthalt in den USA und der Kontakt mit den Black Panthers brachte ihn dazu, eine ureigene Zukunftsvision für Afrika zu formulieren. In Nigeria brachte ihm diese Prügel, Gefängnis und Volksheldentum ein, in der restlichen Welt vor allem nervöse Verunsicherung.

Seine Musik – er nannte sie Afrobeat – war kaum weniger eigenwillig. Sie vereinte die Rhythmen des heimischen Hi-Life und Juju mit der Gitarre von James Brown und übersetzte die Bläsersätze des Big-Band-Jazz in die Melodik von Nigeria. Fela rang seinem käsigen Proto-Casio einen unglaublichen Swing ab, und dann waren da noch die endlos und messerscharf repetierten Grooves, über die er stundenlang brisante Reden rappen konnte. Die Resultate klangen wie eine Fusion von TAGO maso, James Brown, Miles Davis und Public Enemy.

Nun gibt es Anzeichen dafür, dass Fela Kuti endlich auch außerhalb Afrikas mehr Beachtung findet. Zwei neue Bücher sind erschienen, im Londoner Barbican fand eine Ausstellung statt und in einer Umfrage der Londoner Zeitung „New Nation“ schafften es zwei Fela-Platten in die Liste der „100 wichtigsten schwarzen Alben“ – COFFIN FOR HEAD OF STATE und CONFUSION. Die beiden vorliegenden Alben bieten einen ausgezeichneten Einstieg in Felas Kunst, sind aber auch für Eingeweihte von Interesse. Auf THE UNDERGROUND SPIRITUAL GAME vollführt Blackalicious-Mann Chief Xcel einen sensiblen Megamix von Songs aus allen Schaffensphasen bis zurück ins Jahr 1971. Die fugenlose Aneinanderreihung von Fragmenten zeigt auf, wie facettenreich der Afrobeat war. THE BEST OF … kredenzt 13 Stücke in der originalen Albumlänge. Weder an der Soundqualität noch an der Auswahl gibt es etwas zu rütteln. Die Zusatz-DVD enthält einen 1982 gedrehten Dokumentarstreifen. Zum Schluss würde man sich nur wünschen, Fela wäre auch einmal einem Plattenfirmenkapitän mit Weitblick begegnet – so wie Bob Marley Island Records begegnete.

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