Robbing Millions

Robbing Millions

[PIAS]/Rough Trade

Verträumter Psychpop aus dem vermeintlichen Höllenloch.

Kämen Robbing Millions aus Kalifornien, lägen die Klischees auf dem Tisch. Big Sur und Psychedelic, Post-Hippietum und Chillen zum Wellenklang. Doch das Duo stammt aus Molenbeek, dem Stadtteil von Brüssel, der für die gesamte rechtspopulistische Meute als Beweis herhalten muss, dass Multikulti ein noch schlimmeres Kulturverbrechen darstellt als Hexenjagd und Sklaverei.

Lucien Fraipont und Gaspard Ryelandt lächeln das Etikett „Höllenloch“ für ihr Heimatviertel smart weg – und schauen lieber auf die Sonnenseite. Die quirlige Single „8 Is The Figure That I Like The Most“ erinnert zwar an MGMT und Animal Collective, doch schweben Robbing Millions nicht einfach nur davon. Für den Bodenkontakt sorgen die großartigen Gitarrenmelodien von Lucien Fraipont, der seine Musikerkarriere als Jazz-Impro-Gitarrist begann. Der schönste Gitarrenpart gelingt ihm bei „The Mountain“, das Stück klingt nach Erdbeeren und Bootspartien – und ist vom Medienbild von Molenbeek so weit entfernt wie die SPD von der Kanzlerschaft.

Bei „What Makes Me Feel Old“ und „Dreams Like Photographs“ rückt das Duo ein wenig in Richtung Air. „Tupperware“ ist der erste Popsong über unzerstörbare Plastikdosen, beim Finale „You Fall From Your Chair“ legt das Duo eine hektische Industrial-Stimmung über den Psychpop. Plötzlich erinnern Robbing Millions an die niederländischen Traumdeuter The Legendary Pink Dots, die unglücklicherweise in der Goth-Nische zu Hause sind, statt von Freunden der ganz frühen Pink Floyd in den Himmel gelobt zu werden. So ist das halt mit den Klischees, die man nicht mehr loswird.