1000 Robota


Are we human, or are we Künstler? Postpunk mit viel Prahlerei. Ist das die Hamburger Schule 2.0?

Man merkt Anton Spielmann, dem 18-jährigen Sänger von 1000 Robota, die jugendliche Wut im Bauch an, wenn er einem gegenübersitzt. Das Trio, das sich vor eineinhalb Jahren in Hamburg zusammengefunden hat, macht mit lautem, modernem Post-Punk von sich reden – angesprochen auf seine gesellschaftskritischen Texte, sprudelt es nur so aus Spielmann heraus: „Ich hasse dieses deutsche Moralempfinden. Dieses Wegschauen, wenn man sich in der Bahn gegenüber sitzt, anonym und gesichtslos. Und ich hasse dieses ganze Partymachen und Disco und so – mir ist es wichtiger, wenn ich in London bin und mit Peaches Geldof abhänge. Das ist ja auch mein Beruf.“ 1000 Robota werden von einigen Journalisten als große deutsche Punk-Hoffnung gesehen, ihr Debüt du nicht er nicht sie nicht erhielt auch im musikexpress fünf Sterne. Spielmann selbst will allerdings mit Punk – und vor allem mit dem, was dazugehört – nichts zu tun haben: „Wenn ich mir Punks anschaue, und die liegen am Bahnhof rum und wollen durch Provokation auffallen – darum geht es bei uns nicht. Wir wollen mit dem, was wir sagen, etwas bewegen.“ Überhaupt will sich Spielmann als „Künstler“ verstanden wissen. „Ich sehe mich nicht als Musiker. Ich bin ein Künstler, aber ich bin nun mal mit dem Talent geboren.“ Auf seinem Album schrammelt sich das junge Trio durch zehn wütende, hysterische Punksongs. Spielmanns Texte erinnern an die frühen Tage der Hamburger Schule, als Bands wie Tocotronic und Blumfeld die hedonistische Partykultur ihrer Mitmenschen verurteilten. Jegliche Ähnlichkeit aber – behauptet Spielmann – sei rein zufällig: „Hamburger Schule? Hab ich mir nie angehört. Hab ich auch nie verstanden. Ich hör die Art von Musik, die wir machen, eigentlich gar nicht. Ich befasse mich nicht so sehr mit Musik. 50 Cents „In da Club“ ist für mich ein super Song, weil er reinhaut. Oder Peter Licht.“ Gemäß dem Songtitel „Es geht nun mal um etwas“ (auf der von Dirk Darmstaedter produzierten EP Hamburg brennt), will Spielmann ernst genommen werden: „Der Erfolg ist nicht wichtig. Es geht um die Inhalte, ums Echt sein. Und nie wieder Bahnfahren müssen eben.“

1000 Robota DU NICHT ER NICHT SIE NICHT (Tapete/Indigo) >»CD IM ME S. 51. ALBUMKRITIK ME 10/08