700 Konzerte on demand


Das Angebot von Fabchannel.com klingt zu gut, um wahr zu sein: Die Seite bietet ganze Shows von großartigen Bands umsonst an.

Bei all den aufgeregten Diskussionen, die über die Zukunft des „Tonträgers“ geführt werden, vergisst man leicht, dass die Menschheit einige tausend Jahre lang ganz hervorragend ohne konservierte Musik ausgekommen ist. Seitsich der Homo sapiens Lieder ausdenkt- der älteste uns heute bekannte Song stammt etwa aus dem Jahr 1400 v. Chr.; komponiert wurde er in Ugarit im heutigen Syrien als Hymne an die Frau des Mondgottes (Download einer todschicken Midi-Version: http://blog nles.wfmu.org/KF/2006/12/oldestsong.mid) -, singt und spielt er diese zum Vergnügen anderer „live“. Musik zu besitzen, mag durch das Überangebot, die Schwemme an Schrott und die schnelle Verfügbarkeit für den einen oder anderen weniger aufregend geworden sein – ein Live-Konzert aber bleibt ein Live-Konzert. Dass die „Krise der Musikindustrie“ strenggenommen eine „Krise der Plattenindustrie“ ist, liegt an der einfachen Tatsache, dass es his heute nichts an Faszination eingebüßt hat, einem interessanten Menschen dabei zuzusehen, wie er bedeutungsvolle Texte in Melodieform vorträgt: Während CD-Verkäufe seit Jahren rückläufig sind, erfreuen sich Konzerte, obwohl sie beständig teurer werden, ungebrochener Popularität.

Leider zeigt die Erfahrung, dass die beste Band der Welt grundsätzlich überall spielt, nur nicht da, wo man gerade weilt. Und was nützt es dem Freund der anspruchsvollen Musik, dass im Fernsehen gelegentlich um drei Uhr morgens ein Auftritt der Bloodhound Gang ausgestrahlt wird? Selbst das gefeierte Portal YouTube.com kann im Bereich Konzertvideos nicht wirklich überzeugen: Zwar finden sich in dem anarchisch aufgebauten Archiv zwischen Millionen von 35-sekündigen verwackelten Handycam-Clips ein paar Perlen (gesehen haben sollte man unbedingt Conor Obersts wütenden Vortrag von “ When The President Talks To God“ in der Jay-Leno-Show) – die Ton- und Bildqualität aber lä’sst bei fast allen Aufnahmen stark zu wünschen übrig.

Ein Geschenk des Himmels in Sachen Konzert-Videos ist www.fabchannel.com. Wer den Macromedia Flash Player 8 hat – den es kostenlos unter www.adobe .com gibt – kann hier aus einem Angebot von über/oo Shows wählen. Indem „größten Online-Konzert-Archiv der Welt“ (Pressetext), finden sich Konzerte von Juliette & The Licks, Two Gallants, Bright Eyes, Midlake, Cold War Kids, Ice Cube, Azure Ray, Pennywise, Lily Allen,The Veils, Bloc Party,The Pipettes, Linie Man Täte, Patrick Wolf, Andrew Bird, Fun Lovin‘ Criminals, The Good Life und unzähligen anderen – in voller Länge, on demand.

Was steckt dahinter? Fabchannel ist die Website eines musikbegeisterten Teams, das so gut wie alle Konzerte aufzeichnet, die in den Clubs Paradiso und Melkweg in Amsterdam stattfinden. Erteilen die Künstlerund das Label die Erlaubnis, werden die Mitschnitte schon wenige Tage später online verfügbar gemacht. Ganz neu ist der „Fabplayer Beta“, der auf das Archiv von Fabchannel.com zugreift und sich auf fremden Websites wie MySpace einbinden lässt.