Fettes Brot im DDR-Funkhaus, Berlin


Die deutschen Beastie Boys bewerben ihr Live-Doppelalbum am Großstadtrand.

Fettes Brot sind in der Stadt. Genauer gesagt: in den ehemaligen DDR-Rundfunkstudios in Oberschöneweide – einem eher unerschlossenen Teil Berlins. Die letzte Straßenbahn zurück in die Zivilisation fährt um 22.53 Uhr. Fettes Brot hören rechtzeitig auf, mit den Hits „Schwule Mädchen“ und „Nordisch by Nature“. Vorher gibts das Erwartete mit ein paar individuellen Abweichungen: Erwartet ist die einer solchen Veranstaltung — es gilt immerhin, zwei simultan veröffentlichte Livealben zu promoten – systemimmanente Verkrampftheit der meisten Beteiligten. Die hintere Hälfte des Publikums besteht aus Irgendwas-mit-Medien-Leuten, die ihre Klamotten nicht abgeben und ihre zwei Biermarken pro Person vertrinken, und aus Mittdreißigern, die lieber auf die dort abgestellten Klappstühle zurückgreifen. Aber vorne, wo keine Stühle am Tanzen hindern, da regiert Studi-Party-Stimmung.

Fettes Brot selbst sind ein bisschen nervös – immerhin spielen sie viele ihrer Songs zum ersten Mal in neuen Arrangements. Nach ein bisschen Westerwelle-Bashing sind sie aufgetaut: Mit Band, Bläsern und Pascal Finkenauer als Backgroundsänger spielen sich die preppy gekleideten Hamburger quer durch die 18 Jahre ihrer Existenz und legen dabei den Schwerpunkt auf die Mittel- und Spätphase ihrer Laufbahn. Dass „Jein“ in seiner Ur-Version vor 14 Jahren irgendwie charmanter wirkte als in der neuen, auf Mucker-Funk getrimmten 2.0-Variante? Geschenkt.

www.fettesbrot.de