Massive Attack :: Heligoland

Trip-Hop mehr als eine Dekade später: Ein Album, das schief gehen musste, gelingt.

Klotzschwer lastet die Legende auf Massive Attack. Ein neues Album von 3D und Daddy G muss deshalb ein Gegengewicht sein. Sie wissen schon: Monolith. Also fragen Massive Attack Tom Waits, Patti Smith, Mike Patton und den früheren Weggefährten Tricky, ob sie mitmachen, buchen sich bei TV On The Radio ein und klopfen bei Bowie an. Dutzende weitere Namen wie Elizabeth Frazer, Beth Orton, Mark Stewart und Terry Callier machen die Runde. Mit einigen nehmen sie auf, mit anderen nicht. Irgendwann müssen 3D und Daddy G das komplette Ding – fast fertig, aber offenbar in die Sackgasse gestellt – löschen. Scheitern als Chance? Was für ein Witz.

Sieben Jahre nach 100TH WINDWOW manifestiert es sich nun doch. Und lebt! Denn es hat seinem Vorgänger einiges an Beweglichkeit und Spannkraft voraus, der Sound baut sich nicht zur Trotzburg auf, die Flanken bleiben offen. Stammgast Horace Andy, Tunde Adebimpe (TVOTR), Hope Sandoval, Guy Garvey (Elbow) und Martina Topley-Bird, die einst Trickys Debüt MAXINQUAYE in Vibration versetzte, empfangen uns als echte Menschen. Fleisch, Blut, Seele, Begehr. Und ausgerechnet der Song mit Damon Albarn, in dessen Studio Massive Attack u. a. aufgenommen haben und der eigentlich nichts falsch machen kann, schwächelt. Klingt komisch: Seine Stimme ist einfach nicht kräftig genug („Saturday Comcs Slow“), Aber schiefgehen kann das eben auch nur, weil Massive Attack nicht mauern und alles zuspachteln, sondern Klänge und Instrumente, Klavier, Vibraphon, Percussions, Handclaps in den Raum und den massiven elektronischen Sounds kontrastiv gegenüber stellen, sogar wieder ein paar Grooves wagen, die über das Manisch-Mechanische eines 4/4-getakteten Sequencers hinausgehen. Und so ist es tatsächlich eine gute Sache zu wissen: Bald kommen auf digitalen Weg noch ein paar neue Songs mehr von Massive Attack.

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