Mobb Deep
INFINITE
Mass Appeal/The Orchard (VÖ: 10.10.)
Posthumes von den Ikonen des nihilistischen Hardcore-Rap.
Mitte der Neunzigerjahre waren Mobb Deep zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das nihilistische Duo gehörte zu einer Welle harter RapActs aus New York City, vor allem ihre Meisterwerke THE INFAMOUS und HELL ON EARTH gelten als Klassiker des Hardcore-HipHop. Der Titel des letzteren Albums verdeutlicht, was Mobb Deep von ihren Zeitgenossen unterschied: Wo der Wu-Tang Clan etwas Überdrehtes hatte, Nas poetischer und Biggie kraftstrotzender klangen, fungierten Mobb Deep als Spiegelbild der tragischen Realität ihres Straßenalltags. Ihre Musik war voller Verzweiflung, die sich mit Gefühlstaubheit abwechselte.
2017 starb Prodigy – Mobb Deeps verbissenere Hälfte – im Alter von 42 Jahren, nun erscheint mit INFINITE eine Posthum-Veröffentlichung. Auch wenn das Album zusammengeklebt wirkt, kann der Opener „Against The World“ mit einem Vintage-Beat überzeugen; als Produzent erhält Havoc, die andere Hälfte des Duos, weiterhin zu wenig Anerkennung.
Auch die ausgegrabenen Prodigy-Verses sind kalt und angespannt, wie Fans es von ihm lieben. Aber auch wenn die ersten Worte des Albums „strongerthan ever“ lauten, stimmt das natürlich nicht. Mobb Deep funktionieren dann, wenn sie an der Schwelle zum Aufgeben sind, doch dieses quälende Gefühl des Durchbeißens fehlt auf INFINITE größtenteils. Genau wie der dokumentarische Aspekt ihrer frühen Meisterwerke: Klar, denn vom Hier und Jetzt können Mobb Deep keine Ahnung mehr haben.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.


