AVTT/PTTN
AVTT/PTTN
Ramseur/Thirty Tigers/Membran (VÖ: 14.11.)
Folk-Rock-Kooperation der Avett Brothers mit Mike Patton.
Wie genau die ungewöhnliche musikalische Paarung aus Mike Patton und den Avett Brothers zustande gekommen ist, bleibt uneindeutig. Wobei ein Hauch Mysterium auch ganz gut zu dem hier vollzogenen Folklore-Vexierspiel passt. Denn schon der Opener „Dark Night Of My Soul“ klingt wie Harry-Nilsson-Noir im Clinch mit Kris Kristofferson.
Und lässt dabei die Stimmen von Faith-No-More-Frontmann Patton im Verbund mit Scott und Seth Avett Schmelz und Schmerz gleichermaßen auskosten. Stets eine subtile Spur ätherischer und außerweltlicher als es Konventions-treuere Americana- und Folk-Arrangements zulassen würden, bricht mit dem Ausreißer und New-/Dark-WaveExkurs „Heaven’s Breath“ sogar der typische, Patton zuschreibbare Experimentierwille durch.
Insgesamt jedoch gibt sich der mit Neben-Bands wie Mr. Bungle und Fantômas profilierte Avantgarde-Apologet im Familienkreis mit Banjo erstaunlich erdverbunden. Und harmoniesüchtig dazu, was schließlich im atemberaubend hymnischen „Too Awesome“ gipfelt. Allerdings nicht ohne nebenbei noch Leonard Cohen ins Everly-Brothers-Boot zu holen („Disappearing“). Oder einem schon von Odetta, aber auch Pete Seeger gefahrenem Traditional-Truck wie „The Ox-Driver‘s Song“ ein pluckerndes, mit Tribal-Pattern-Fußabtreter ausstaffiertes, modernes Makeover auf die Beifahrerbank zu packen.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.

