Deniece Williams


Daß Deniece Williams ausgerechnet über das oberflächliche Film-Spektakel „Footloose“ zu ihrer weltweiten Nr. 1 kam – die Lady nimmt’s gelassen hin. „‚Let’s Hear It For The Boy‘ ist einfach ein guter Song“, sagt sie. „Die Platte wäre auch ohne den Film explodiert.‘

Möglich, „Let’s Hear It For The Boy“ ist mit seinen aerodynamischen Moog-Riffs und einem drallen Linn-Drum-Beat zur Zeit sicherlich eine der lebendigsten Club-Platten, aber letztendlich doch ein Song, den jede bessere Sängerin in den Griff bekäme. Denieces Viereinhalb-Oktaven-Stimme ist nach wie vor bei Balladen am besten aufgehoben.

„Meine Karriere gründet sich vor allem auf Balladen“, meint sie, „aber was mich an George Dpke gereizt hat (seit ihrem letztjährigen I’M SO PROUD-Album ihr Produzent), war gerade seine Art, Uptempo-Songs zu handien. Ich glaube, daß ich gesanglich zu beidem in der Lage bin.“

Großes Entertainment beherrscht Deniece Williams ohnehin in alten Bereichen. Sie singt, schreibt, (co-)produziert, hat als Schauspielerin Rollen beim US-Kabelfernsehen bekommen und prüft im Augenblick Angebote für einen Part in einem Broadway-Musical. Daß sie nach dem bisherigen Verlauf ihrer Karriere das denkbar gemischteste Publikum in ihren Konzerten hat („Großeltern mit ihren Enkelkindern“), versteht sich von selbst.

Sie war gerade 20, als sie Stevie Wonder zu einer seiner Backup-Chanteusen beförderte; später lebte sie vor allem von ihrem Songwriting, ehe ihr dann mit Hilfe von Maurice White THIS IS NIECY gelang eine jener Debüt-LPs, bei der man den Eindruck bekommt, daß sie stets jeden Gedanken ihres Lebens für eben diese 33 Minuten aufgespart hat.

Danach ist es der überproduzierte Plüsch und Pomp ihrer Duette mit Johnny Mathis, der ihr die Tür zu den Clubs und Casinos von Las Vegas und Atlantic City aufstößt, und – wichtiger – das Geschick von Thom Bell, ihre Stimme in luxuriöser Orchestrierung einzubetten und Niecy damit ihren Dauererfolg in den Soul-Charts zu sichern. Heute ist es vor allem ihre gemeinsam mit Earth, Wind & Fires Philip Bailey geleitete Gospel-Produktions-Company, die sie am meisten beschäftigt. „Ich habe auf jedes meiner acht Alben einen Gospel-Song aufgenommen“, erklärt sie. „Auch wenn sich meine Plattenfirma immer dagegengestellt hat – diese Tradition werde ich nicht brechen. Schließlich steht in meinem Vertrag so etwas wie… creative control!“