Todd und Teufel


Mit Spawn mischt der Kanadier die Comicszene auf. Nun schickt Todd McFarlane seinen ultracoolen Superhelden samt superbem Soundtrack in die Kinos.

„Ich sehe mich als Krieger“, sagt Todd McFarlane in breitem kanadischen Akzent und ohne mit der Wimper zu zucken: „Denn jeden Tag, von neun Uhr morgens bis fünf Uhr abends, ziehe ich in den Krieg!“ Warum Krieg in diesen friedlichen Zeiten? Und gegen wen? Über Jahre hinweg hatte der ehemalige Baseballspieler als Zeichner für den Comic-Giganten Marvel gearbeitet und dessen Hefte den Bedürfnissen einer neuen Leserschar angepaßt. Der Auftragsarbeit überdrüssig, desertierte der damals 31jährige im Jahr 1992. Mit einer Gruppe weiterer Zeichner kehrte er seinem Arbeitgeber den Rücken, um einen unabhängigen Comic-Verlag zu gründen und „Spawn“, einen politisch nicht sehr korrekten, dafür aber supercoolen Superhelden, in die Welt zu setzen. Das Abwandern hätte Marvel McFarlane vielleicht noch verziehen. Nicht aber, daß er dem Konzern einen echten Renner vor die Nase setzte: „Spawn“ ist ein Killer, der in der Unterwelt einen Pakt mit dem Satan schließt, um dessen Truppen auf der Erde zu führen. Allein das erste Heft verkaufte sich 1,7 Millionen mal und avancierte so zum erfolgreichsten, un- abhängig verlegten Comicbook aller Zeiten. McFarlane wundert das nicht: „Ich weiß, daß man alles schaffen kann, wenn man nur will. Und ich wollte Marvel zeigen, was eine Harke ist. Sie lügen, und sie sind unehrlich. Ich weiß, daß ich sie nicht vernichten kann. Aber ich kann sie ärgern, bis sie schwarz werden. Ich bin der Moskito, den man nicht töten kann und der immer wieder zusticht. Heute ist der bekennende Eishockey-Freak McFarlane selbst Chef von 70 Mitarbeitern, kontrolliert nach wie vor jede Zeichnung von „Spawn“ persönlich und stellt zudem sein eigenes Spielzeug her. Außerdem hat er den Sprung in den Game-Bereich, ins Fernsehen und ins Kino geschafft.

Der Soundtrack zu „Spawn“, eine intergalaktische Schlacht zwischen Metal-Heroen und Elektronik-Künstlern, macht derzeit die deutschen Charts unsicher. Ist so viel kommerzieller Erfolg nicht widersprüchlich für einen Mann, der aus seinem Haß auf alle Formen von Angepaßtheit keinen Hehl macht? „Gar nicht“, winkt McFarlane ab,“ich sehe das »Ich sehe mich als Krieger. Jeden Tag, von neun bis fünf, ziehe ich in den Krieg« so: Wenn man schon in den Krieg zieht, dann sollte die Armee auch groß genug sein. Und 70 Krieger sind eben effektiver als sieben.“ Ohne weiteres nimmt man Todd McFarlane ab, daß er den Haufen Geld, den er für seine Bemühungen einsackt, bestenfalls als willkommene Dreingabe betrachtet. Bis heute fühlt sich der Multimillionär am wohlsten in abgetragenen Klamotten. Das wahre Ziel des Todd McFarlane indes liegt ganz woanders:“Geld interessiert mich nicht, es hilft mir nur bei meiner Schlacht. Mein wahres Streben ist viel simpler: Eines Tages soll jeder Mensch auf der Welt den Namen ‚Spawn‘ schon einmal gehört haben.“ Wenn Todd so weitermacht, dürfte dieser Tag nicht mehr allzu weit entfernt sein.