Vier namens Zwei


Sie heißen Two, treten zu viert auf, sind eigentlich aber bloß zu zweit. Und das Sagen hat ohnehin nur einer: Trent Reznor fördert Hob Halford.

Trägheit kann man ihm nicht vorwerfen. Rob Halford verkaufte mit der Heavy Metal-Legende Judas Priest 25 Millionen Alben – und stieg trotzdem 1991 aus dem lukrativen Geschäft aus, weil er die kreativen Möglichkeiten dort für ausgeschöpft hielt. Nach seinem Fehlstart mit der Hardcore-Band Fight traf der Brite im Februar 1996 auf Trent Reznor, den Kopf der Industrial-Pioniere Nine Inch Nails.“Eigentlich wollten wir uns nur über einen Plattenvertrag mit seinem Label Nothing unterhalten“, erzählt Halford. Doch bald schon entdeckten die ungleichen Musiker Gemeinsamkeiten: „Reznor mochte die neuen Sounds, die ich ausprobieren wollte. Das fand ich gut. Er hat mich nicht nach meiner Vergangenheit beurteilt, sondern nach den Ideen, die ich hatte.“ Was zunächst wie der Zusammenprall zweier Welten wirkte, war in Wirklichkeit der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit. Ergebnis: Das Projekt Two mit seinem Album „Voyeurs“- eine mutige Mischung aus Computersound und purer Metalkraft.

Haiford schraubte im Studio seine gewaltige Stimme ein paar Oktaven herunter, was prima zum Reznorschen Klangteppich paßte. Trotzdem könnte das Resultat manchen Metaller vor den Kopfstoßen. Das sieht auch Halford so: „Was ich jetzt mache, werden einige meiner Fans wohl nicht gleich mögen oder verstehen. Ich respektiere das, weil viele Metalfans konservativ sind. Die wollen keine Veränderung. Und das ist auch okay so. Aber ich bin froh, daß mir andere Leute die Chance geben, etwas zu verändern.“

Die Arbeit mit Trent Reznor hat Rob Halford auf eine harte Probe gestellt: „Von Mit-Arbeit konnte kaum die Rede sein. Reznor teilt seine Gedanken niemandem mit. Wir haben also nichts besprochen. Er hat meine Musik mitgenommen und im Studio alleine daran weitergearbeitet, hat Computer, Gitarren und Keyboards eingebaut. Ich bin zwar kein Kontrollfreak, aber doch ganz gerne an allen Schritten beteiligt. Ich mußte mich also sehr zusammenreißen. Und das ging nur, weil ich wußte, welch großartige Arbeit Reznor zuvor schon geleistet hatte. Ich mußte ihm einfach trauen und ihn respektieren.“ In den 70er Jahren bretterte Halford mit seiner Harley auf die Bühne, schwang Eisenketten und skandierte in spikesverzierter Lederkluft „Hell Bent For Leather“-ein Bild der Vergangenheit, ebenso wie der schon zu Judas Priest-Zeiten schüttere Vokuhila-Haarschnitt. Heute prangen zwei Tattoos auf Halfords kahlem Schädel. Überhaupt präsentiert sich der 46jährige auch optisch von einer ganz anderen Seite: in unmetallischen Klamotten zwar, dafür aber mit Ziegenbart und diabolischem Augen-Make-up. Und eine Story hat er auch noch parat: „David Lee Roth hat mal gesagt, es sei völlig egal, wie eine Band klingt. Hauptsache, sie sehe gut aus. Ich mag Pearl Jam, wirklich. Aber Eddie Vedder hat einfach kein visuelles Image.“