Ganz profan gesagt:“Abstrakte E-Musik mit Pop-Appeal“. Was natürlich eine Vereinfachung ist. Aber immerhin eine, die Achim Szepanski und Sebastian Meissner gelten lassen. Sie selbst wählen andere Worte, wenn sie über Musik sprechen, die auf ihren Labels Force Inc., Mille Plateaux, Position Chrome, Force Tracks und Ritornell veröffentlicht wird. Von „abstrakten Spielarten der Elektro-Akustik“ ist da die Rede, von „kargem digitalem Minimalismus“ und „experimentellem Click-Techno“. Seit über 20 Jahren interessiert sich Achim nicht nur für Underground, Dance- und E-Musik, sondern auch für die „philosophischen und soziopolitischen“ Hintergründe der klangkulturellen Entwicklung unserer Zeit. Vertrags-Künstler sind bei Force Inc. in die Diskussion eingebunden, das Label entwickelt mit ihnen gemeinsam „Designs“, um einen eigenen und relevanten Beitrag im steten Fluss der Daten- und Ton-Evolution leisten zu können. „Sonst wird man schnell zum Trittbrettfahrer“, erklärt Achim im Karton-Durcheinander seiner provisorischen Vinyl-Lagerräume in Frankfurt-Downtown.“Wir wollen selbst Konzeptionen vorgeben – vorfühlen, was in den nächsten Jahren produziert werden könnte.“ Während die Mehrzahl der Labels abwartet, um bei neuen Trends zu reagieren, nimmt Achim gerne das Risiko auf sich, selbst Richtungen vorzugeben. „Als wir 1991 Force Inc. gründeten, hatten wir gleich eine heftige BreakBeat-Phase. Da waren wir einige Jahre zu früh dran, das hätte uns beinahe ruiniert“, schmunzelt er. Heute ist BreakBeat längst etabliert und in der Clubszene sogar massenkompatibel – und das ist einer der Gründe, warum die Ideen und Konzepte von Achim Szepanski inzwischen weltweit mit großem Interesse beobachtet werden. Und obwohl Europa im Bereich der elektronischen Musik bisher die Nase vorne hatte, hat Achim seine Fühler weiter ausgestreckt -Kalifornien entwickelt sich mehr und mehr zu einem Zentrum für wegweisende E-Musik. Über das Force Inc. US-Büro in New York knüpft das Team in diesen Monaten verstärkt Kontakte zu den „Laptop-Scientists“ der Westküste. In Silicon Valley und der größeren San Francisco Bay-Area programmieren Künstler bisweilen tatsächlich selbst die Musik-Software, mit der die Tracks entstehen, die Force Inc. als Vinyl und CD veröffentlicht. „Wir spinnen Fäden auch zu Software-Firmen, die virtuelle Instrumente anfertigen. Musiker, die sich früher eine Gitarre gekauft haben, kaufen heute Laptops“, so Szepanski, der über all das bald ein Buch veröffentlichen wird. Derzeit wird auch die Website umgestaltet, um Fans und gleichgesinnten Philosophen ein Forum zu bieten, sich an der Diskussion zu beteiligen und musiktheoretische Aufsätze zu veröffentlichen. Und was immer das „Next Big Thing“ der Elektro-Musik sein wird – in dieser Ausgabe des MUSIKEXPRESS haben Sie’s vermutlich zuerst gehört. www.force-inc.com