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Früher waren sie jünger: 40 Jahre Rolling Stones Früher waren sie besser, hieß es erstmals ca. 1971, als Jagger auf die 30 ging und seine Gang sich - politisch inkorrekt - ins südfranzösische Steuerexil abseilte.

Der nächste Schub der Entrüstung folgte in den 8oern, als die Stones mitunter halbgare Werke ablieferten und auf den Bühnen der Welt mit kaltem Gigantismus prahlten. Und heute? Mittlerweile ist es völlig irrelevant, ob sie tendenziell verzichtbare Songs abliefern, ob Mick Taylor der bessere Gitarrist war oder Sir Jagger lediglich ein kühl kalkulierender Geschäftsmann ist. Die Rolling Stones existieren noch immer, nach 40 Jahren, und das ist, was zählt. Eine Welt ohne die graue Renitenz der Rockmusik? Schier undenkbar.

Immerhin sind die vier Herren eine Institution wie Fidel Castro, der Papst oder Inge Meysel. Und zusammen 234 Jahre alt, was voraussichtlich nur von Leni Riefenstahl getoppt werden wird, hier allerdings im Alleingang. Künstlerisch innovativ sind sie seit 30 Jahren nicht mehr, dennoch betreten sie – soziologisch betrachtet – mit jedem weiteren Tag ihrer Existenz Neuland: Vier Exemplare der Gattung „Jugendlicher Rebell“, die sämtliche Veränderungen in der Popkultur einfach aussitzen. Die Gesellschaft wird immer älter, Rentenpolitiker reden vom „demographischen Faktor“, die kollektive Vergreisung treibt den Staatshaushalt in den Ruin. Und wo stehen die Rolling Stones? In vorderster Front. Altwerden als subversiver Akt. Das ist neu, das ist irgendwie großartig. Hope I get old before I die.