Öya-Festival Oslo, Middelalderparken


Der norwegische Bandnachwuchs lässt Innovationen vermissen, Mark Lanegon Schlaf und Evan Dando eine Erklärung, warum es jetzt die Lemonheads wiedergibt. Oder? Nee, eigentlich gar nicht!

„Wer seid ihr? – „Wir sind Groupies! -“ Hautab! So doesn’t do girls tonight!“ Jeden Tag dasselbe unwürdige Gebettel in der Hotellobby, doch 50 Cent schickte immer bloß seine Homies und Leibwächter runter, zum Abwimmeln. Die armen Mädchen – am Öya-Festival, das vier Tage lang ganz in der Nähe ohne 50 Cent, aber mit dem viel lässigeren Mike Skinner stattfand, hätten sie zweifellos mehr Freude gehabt. Ja, es galt dort nicht nur die Rückkehr der Lemonheads zu feiern und zu überprüfen, wie böse Mark Lanegan wohl diesmal gucken würde, sondern auch zahllose norwegische Nachwuchsbands zu überleben, die entweder in Melancholie badeten, Pfauenfedern auf dem Kopf trugen oder Monster Magnet nachspielten. The Soundtrack Of Our Lives aber sind natürlich aus Schweden, der dicke Sänger Ebbot Lundberg erschien im Kaftan und mit Schal um den Hals, denn es waren ja nur knapp über 30 Grad, und ein Weltuntergang kündigt sich schließlich nicht erst an. „Confrontation Camp“, „Sister Surround“. das herrliche „Nevermore“ und die Kirchenorgel – man blieb nichts schuldig, so konnte es weitergehen. Wie erwartet überragend dann The Streets, nervtötend der widerlich vorhersehbare Stadionrock von Velvet Revolver, etwas statisch Spiritualized. Erst in letzter Minute und augenscheinlich übermüdet traf Mark Lanegan ein, was leider einen uninspirierten, lustlosen und lediglich halbstündigen Auftritt zur Folge hatte, der nichts von dem einlösen konnte, was das sehr gute BUBBLEGUM-Album versprach. Lanegan presste jedes Wort mühsam, fast widerwillig heraus, vermied Blicke ins Publikum, erinnerte sich aber immerhin des großen „One Way Street“ und verschwand wieder. Nur der einzige Europa-Auftritt der Lemonheads in diesem Jahr konnte jetzt noch helfen: Evan Dando brachte Schlagzeuger George Berz IMike Watt, J. Mascis] mit und komplettierte das neue, alte Trio mit Bassist Kenny Lyon, der schon zu car Button cloth-Zeiten einervon Dandos Handlangern sein durfte. Kurzum: Das Konzert war wundervoll! Die Band harmonierte glänzend, man kündigte ein neues Lemonheads-Album an und spielte nur das Beste von its a shame about Ray, come ON FEEL THE LEMONHEADS und CAR BUTTON CLOTH sowie „The Same Thing You Thought Hard About Is The Same Part I Can Live Without“ von Dandos Solo-Platte BABY. IM BORED.Überraschenderweise war Evan prächtig gelaunt, und hätte er doch wieder eine Monitorbox von der Bühne geworfen, wäre sie am Eisenkopf des bulligen, schnauzbärtigen Ordners einfach abgeprallt, der gleich unter Dando stand, ganz besonders grimmig schaute und im Geiste scheinbar minütlich ein Pantera-Cover einforderte.