Badly Drawn Boy – Köln, Prime Club


Bräsige Mietmusiker und ein Gesicht wie ein Spendenaufruf: Damon Gough präsentiert sein neues Album BORN IN THE UK.

Es war nicht unbedingt der Reim, auf den die Kundschaft wartete. Eine knappe Stunde hatte der Mann mit der Mütze gespielt, dabei ein paar Songs seines neuen Albums gesungen – das sowohl Sofaais auch Stadionrock-kompatible Titelstuck, das hymnisch-himmlisch schone „Journey From A To B -, dann nuschelte er in seinen Zauselbart: „Fuck the mic, good night!“ Es folgte der Abmarsch von Dämon Gough, der bühnenwärts bei der Arbeit wie immer als Badly Drawn Boy fungierte, sich heute im Prime Club zu Köln aber eher als Badly Drauf Boy entpuppte. Schlecht gefusselt war Dämon Gough schon von Anbeginn des Sets, ein ganzes Gesicht wie ein Spendenaufruf: Gebt mir einen besseren Bühnensound (der im Auditorium war jedenfalls prima), gebt mir mehr Bier, gebt mir meine Frau und meine Kinder an meine Seite; zum permanent reisenden Artisten hat der Musiker, der vor Jahren bei seinen Konzerten stets Fotos vom Nachwuchs durchs Publikum kreisen ließ, ja noch nie getaugt. Wie dem auch sei: Rock-, Pop- und auch ordnungsgemäß“ vorgetragener Folk’n’Roll geht anders, und diese Feststellung hatte betrüblicherweise auch dann Bestand, als Badly Drawn Boy nach zehn Minuten wieder auf die Bühne taperte und sich lauwarm entschuldigte. Als liebenswert-charmanter Kauz geht Dämon Gough in der Version 2006 nicht mehr durch: keine Schnurre zwischendurch, keine launigen Statements, dafür eine Band aus bräsigen Mietmusikern, die ihren Job so routiniert wie leidenschaftslos verrichten; in jedem Mucker des James-Last-Orchesters lodert eine üppigere Flamme. Sicher: Mit Songs wie „A Minor Incident“ und „Silent Sigh“ ließ man sich gern trostpflastern. Und dass Badly Drawn Boy dann noch die Zynismus-Bombe „Pissing In The Wind“ vom Debüt the HOUR OF BEWILDERBEAST zündete, hat uns noch milder gestimmt. Dann aber kam der Mann – der Kalender behauptete vollkommen zu Recht, dass es Ende September ist – noch mit seiner 200ier-Weihnachts-Single um die Ecke. Und wenn die Marzipankartoffeln und Zimtsterne alle Jahre wieder noch so verfrüht im Supermarkt gleich europalettenweise parken: Mit „Donna And Blitzen“ möchte man im Spätsommer nicht behummst werden. Vielleicht hat doch demnächst mal irgendwer die Traute, nachzugucken, was unter der Mütze von Badly Drawn Boy so alles kreucht und fleucht. Gut möglich, dass der Anblick des von dem gehäkelten Kopfdeckel freigelegten Songwnter-Schädels nicht schon ist. Aber interessant wäre er allemal.