Achim Reichel


Wäre nicht die Bundeswehr dazwischen gekommen wer weiß, was aus Achim Reichel geworden wäre. Zu Beginn der „roaring sixties“ bestritt er bekanntlich mit seinen Rattles Vorprogramme der Stones und Beatles; man sprach damals von ihnen als dem kontinentalen Pendant zu den „Fab Four“. Sogar einen eigenen Fanclub hatte man auf „der Insel“.

Mit dem „Dienst am Vaterland“ zerfielen dann die Rattles. Zwei Jahre später formierte sich „Wonderland“, mit „A.R. & Machines“ ‚ging Achim auf die „grüne Reise“ doch der frühe Rattles-Erfolg ließ sich nicht annähernd wiederholen.

Wieder einige Jahre später dann ein hanseatischer Neubeginn mit dem SHANTY ALBUM, Seemannslieder zu treibender Rockmusik. Ein Achtungserfolg für den inzwischen zurückgezogen lebenden Musiker, Produzenten und Plattenchef des „Ahorn“-Labels.

Nochmals ein radikaler Kurswechsel: Mit der REGENBOGEN-LP wagte sich Reichel an die Vertonung klassischer Gedichte von Goethe bis Fontane. 1980 dann die Hinwendung zu zeitgenössischen deutschen Autoren wie Kiev Stingl und Jörg Fauser. Charts-Erfolge aber konnte er erst wieder im letzten Jahr feiern: „Der Spieler“, die Milieu-Schilderung eines verbissenen Zockers, ließ die Kasse wieder klingeln.

Nun gibt es NACHTEXPRESS und die Single „Boxer Kutte“. Auch hier wieder Milieu, die Ups und Downs eines Faustkämpfers, „Geister im Ratten-Tango“ oder der Vorschlag: jedem eine „Viertelstunde Superstar“.

Achim Reichel hat sich durchgeboxt. Er hat es nicht mehr nötig, nach falschen Kompromissen oder kurzlebigen Trends zu schielen. „Meine Songs bieten viele Deutungs-Möglichkeiten, sie sind keine Rechenaufgaben mit eindeutigem Ergebnis.“ Wer bereit ist, das Wagnis „kleiner Abenteuer“ einzugehen, ist hier an der richtigen Adresse.