Adam Green, München, Herkulessaal


Koketterie zum Streichquartett: uns Adam zwischen Walker und Waalkes

Huch! Indie-Typen im Herkulessaal! Der mit dieser vielleicht einen Tick zu „clever“ gegen den Strich gebürsteten Kombination wohl angestrebte Clashder-Welten-Effekt manifestiert sich am hübschesten bereits im Vorprogramm beim Itollenl Auftritt der LoFi-Brüder Jeffrey und Jack Lewis: Es dürfte in der Tat das historische erste Mal gewesen sein, daß ein Künstler von der Bühne des hehren Konzertsaals in der Münchner Residenz herab sein Publikum um eine Übernachtungsmöglichkeit anbaggert.

Dann wird ein Banner mit dem maoesk strahlenumkränzten Konterfei des Künstlers hochgezogen – der Green nimmt seinen Lauf. Und da ist es im Grunde wurscht. ob der im Punkclub oder im Herkulessaal spielt, ob man ihm Streicher, eine Metalband oder den Muschelbläser-Chor Neuendettelsau zur Seite stellt: Adam Green macht seine Adam-Green-Nummer, und man muß sich eben mühen, über die ganzen gnadenlos überreizten Manierismen – die Verbiegerei, das Getänzel, das zwanghafte schlimme-Wörter-Sagen (,,/personolty like Folzenlecken „; gähnl – hinwegzusehen. Man kann auch fragen, wie sinnvoll es ist, ein tanzwilliges Teenie-Publikum in ein bestuhltes Auditorium zu zwingen. Und warum Greens Band so trümmernd laut sein muß, daß man die Beiträge des Streichquartetts, das ja doch den Clou des Green-goes- Hochkulturtempel-Unterfangens darstellt, meist nur erahnen kann.

Ansonsten? Was soll man sagen, der Green, der ist schon ein Guter. Da ist eben dieser Hang zur Übertreibung; wie ein verzogener Bub, derweiß, daß die Erwachsenen ihn lustig finden. Diese demonstrative Wurschtigkeit – wie angesoffen torkelt er herum, läßt immer wieder das Mikro fallen; von Backstage-Zeugen erfährt man später, daß er mitnichten betrunken war -, die nicht nur drollig ist. sondern auch was Arrogantes hat. Ist das Unsicherheit, daß er seinem Gummi-Scott-Walker-Act diese Otto-Waalkes-Komponente entgegensetzen muß? Im besten Fall ist das aber recht unterhaltsam – köstlich Woody-Allen-esk die Szene, als er sein Wasser verschüttet und neurotisch um die Lache herumbrabbelt ..l created a deoth trap for myself here …“] bis endlich einer kommt und sie aufwischt. Und wenn er nicht gerade allzu furchtlos röhrend an die Grenzen seines Stimmumfangs geht, perlen die Hits, daß es ein Spaß ist. Lustig, verquer, launig, wie man’s erwartet – und dann ist da wieder dieser Moment: Die Band zieht sich zurück und Green singt zur Akustischen „Can You See Me“, vom ersten Soloalbum. Und da steht plötzlich ein ganz Anderer auf der Bühne. Ein reifer Songwriter, der in seine und unsere Verwirrung reinschaut, ohne grelle Flecken, ohne die Deckung von Ironie. Und man klebt im Sitz, einmal mehr baff darüber, zu was dieser Kerl auch noch fähig ist. „Look ot me doing this“. singt dieser andere Adam, „look ot the woy that I am Ja, was für einer ist der da eigentlich? Diese Frage bleibt weiter offen. Und der Mann interessant.

www.adamgreen.net