Twin Shadow


Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

Der Brooklyner Nu-New-Waver verpasst die US-Wahl und rockt einen Kölner Club nur zur Hälfte. An beidem ist er ganz allein selbst schuld.

Nein, leicht sei es nicht, seufzt George Lewis Jr. im Gespräch vor dem Konzert, „so far away from home“ zu sein in der Nacht, in der sich das Schicksal Amerikas entscheidet. Obama oder Romney? Der Twin Shadow hat eine klare Präferenz: „Let’s pray for America“, ruft er später von der Bühne feierlich ins Rund, „let’s pray for Obama.“ Mehr kann man von hier aus nicht tun, also spielt er halt sein Konzert. Technische Problemchen überlagern die ersten Songs, irgend-etwas stimmt mit der Gitarre nicht. Twin Shadow ist abgelenkt und wirkt fahrig. Vielleicht ärgert er sich auch darüber, dass man ihm draußen vor dem Club noch Tickets andrehen wollte, für sein eigenes Konzert. Erst mit „Five Seconds“, dem großen Hit des zweiten Albums Confess, kommt Stimmung in diesen zum Club ausgebauten Bogen unter einer Eisenbahnbrücke. Und auch die Band mit Keyboarderin, Bassist, Schlagzeuger und Lewis Jr. himself an der Gitarre nimmt Fahrt auf. Es spielt sich leichter, wenn die Leute tanzen. Doch sie tanzen nicht immer. Gerade die neuen Sachen von Confess sorgen für die langen Momente, während das alte Material zündet, rumst und knallt. Bei den Konzerten zum Debüt Forget hatte man sich noch Gedanken gemacht: die Songs fast alle leicht verändert, mit mehr Druck und Soul ausgestattet, kleine Details nach vorn gearbeitet. Die Großartigkeit der Platte erschloss sich eigentlich erst nach der Tour. Jetzt ist es anders: Die Liveversionen der Confess-Songs sind so nah wie möglich am Original – und das ist ja ein gutes Original, immerhin Platte des Monats August in yours truly ME. Doch ein im Albumkontext relativ berechenbarer Song wie „Patient“ muss zwischen „Slow“ (mit Extra-Groove und Bauchgruben-Bass) und dem höher und schneller gespielten „I Can’t Wait“ zwangsläufig untergehen. Genau wie das eigentlich euphorische „Beg For The Night“ zwischen „Forget“ – mit druckvoller Kopfnicker-Gitarre – und „At My Heels“, dem zackigem Floorfüller vor der Zugabe. Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Jeder Song von Twin Shadow ist gut, aber 1:1 muss eben vorbei sein. Und was man Twin Shadow auch vorwerfen kann: Er hat nicht gewählt – auf der Tour verpasst, Briefwahl zu beantragen. „Aber ich bin in New York gemeldet, und da gewinnt Obama sowieso.“ Dem Publikum hat er das lieber mal nicht erzählt.

Setlist

Golden Light

You Call Me On

Five Seconds

When We’re Dancing

Run My Heart

Slow

I Can’t Wait

Patient

Tyrant Destroyed

Forget

Beg For The Night

At My Heels

The One

Castles In The Snow