Alte Bekannte…


„Wenn du seit 20 Jahren im Geschäft bist, sagen die Leute meist: ,Oh, ich kenne dich doch aus den 60ern!‘ Mein Gott – ich habe in den 60ern doch nur zwei Alben gemacht“. Auch JONI MITCHELL hat ihre Probleme mit dem Revival-Syndrom – dabei steht sie mit ihren nunmehr 15 LPs seit 1968 längst jenseits aller „… ziger“. Auch ihr aktuelles Werk CHALK MARK IN A RAIN STORM zeigt die zeitlose Weiterentwicklung der kanadischen Songschreiberin: Edel und hochwertig produziert, stehen aktuelle Sounds neben klassischen Song-Kompositionen.

Daß bei aller Textfülle nicht ein vertonter Gedichtband herauskommt, haben neben Larry Klein, Jonis Ehemann und Bassist/Keyboarder, etliche musikalische Gäste gesorgt: Peter Gabriel, Tom Petty, Billy Idol, Wendy & Lisa, Don Henley, Willie Nelson, Thomas Dolby, Steve Stevens und Saxofonist Wayne Short er.

Die intime Nähe zu den Themen ihrer Songs – nach wie vor Jonis Markenzeichen – spitzt sich in dem Song „The Beat Of Block Wings“ besonders zu:

„Direkt neben Peter Gabriels Studio starteten die US-Jets, um Libyen zu bombodieren. Bei einem Rückschlag wären wir das Hauptziel gewesen.“

Wenn einer als Steve Krikorian versucht, einen Plattenvertrag zu bekommen, wird er allenfalls müde belächelt. Selbst hartnäckig treue ME/Sounds-Leser kennen den 1949 in Kalifornien geborenen Songschreiber aber nicht mehr unter bürgerlichem Namen, denn seit 1965 heißt Mr. Krikorian schlicht TONIO K.

Benannt nach der Thomas Mann-Romanfigur Tonio Kroger bekam der exzentrische Rock-Sänger mit diesem Pseudonym nicht nur einen PlattenverPseudonym nicht nur einen Plattenvertrag, sondern inzwischen gleich vier: Seit seinem LP-Debüt LIVE IN THE FOODCHAIN wechselte der Zyniker Tonio K. die Companies wie andere die Haartracht. Seinem Stil – geradliniger Rock mit ätzender Kritik an den Macken der amerikanischen Gesellschaft – aber blieb er die Jahre über treu. Erwiderstand allen Versuchen, ein mediengerechtes Image aufgepflanzt zu bekommen. Mal sollte er der zweite Springsteen werden, dann der Bob Seger-Nachfolger, schließlich ein Dylan-Remake. Und wieder wechselte er die Firma, um jetzt mit NOTES FROM THE LOST CIVILIZATION und den Freunden Charlie Sexton, T- Bone Burnett und Booker T. Jones ein weiteres echtes Tonio K.-Album zu seinem Lieblingsthema herauszubringen: die Suche nach den Resten unserer Zivilisation. „Ich sage euch nicht, wen ihr wählen sollt. Aber ich sage euch, wen ihr nicht wählen sollt.“ FRANK ZAPPA. der Eider Statesman des Avantgarde-Rock, macht sich derzeit in den USA nicht nur Freunde. Zappa hat zwar seit Jahren musikalisch nichts mehr von sich hören lassen, sein politisches Engagement gegen Zensur und Prüderie in Amerika haben den 47jährigen aber zum landesweiten Medien-Thema gemacht. Sein Feldzug gegen die Saubermänner der ultrakonservativen PMRC-Zensoren und den im Präsidentschafts-Wahlkampf nominierten TV-Prediger Pat Robertson führten Zappa sogar zum Rednerpult im US-Kongress. Seine Kampagne hat ihm schon einige (auf PMRC-Betreiben) geplatzte Konzerte eingebracht. Die deutschen Zappa-Fans haben damit keine Probleme, sie bekommen jetzt Frank doppelt: In Kürze erscheint die Zweier-LP GUITAR, und im Mai geht der Meister mit einer 11-Mann-Kapelle auf Tour. Höhepunkt des knapp zweistündigen Konzertes: der Led Zeppelin-Klassiker „Stairway To Heaven“ mit dem berühmten Gitarrensolo, das bei Zappa von einem fünf köpfigen Bläsersatz getrötet wird.