Alte Geschichte, neu verfremdet


The Fiery Furnaces: Man soll nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, aber einen Vorteil haben The Fiery Furnaces gegenüber den White Stripes: „Wir sind echt Bruder und Schwester“, betont Eleanor, Sängerin und Songschreiberin der New Yorker Untergrund-Sensation: „Geboren sind wir beide im städtischen Krankenhaus in Illinois, unser Vater ist dort Doktor. Kannst du nachprüfen!“ Um zusammen musizieren zu können, mussten die Geschwister erst mal von Chicago nach New York ziehen. „Hier gibt es mehr Clubs“, sagt Matt, „da können wir eigentlich jeden Abend irgendwo spielen“. Zum Beispiel in der legendären Punk-Brutstätte CBGB! Matt wiegelt ab: „Das CBGB ist ziemlich runtergekommen. Die fangen dort nachmittags um fünf an mit irgendwelchen Boybands. Wirklich nicht der coolste Ort auf Erden“. Wo aber Boygroups sind, da sind auch Leute von Plattenfirmen. Wie die von Rough Trade, die nach dem Hören eines Tapes aus London anreisten, weil sie wissen wollten, was dran ist an dem kleinen Hype in New York, wo sich die neuen „The“-Bands sowieso auf die Füße treten. „Ich kenne diese Leute nicht“, stellt Matt fest. Nein, mit irgendeiner Szene haben die Fiery Furnaces nichts am Hut. Seit drei Jahren stehen sie auf der Bühne, vor dem angeblich härtesten Publikum der Welt: „Die New Yorker sind einiges gewöhnt“ sagt Matt, „eigentlich alles. Es ist nicht leicht, sie aus ihrer Lethargie zu wecken“. Und warum klappt das ausgerechnet mit sprödem Postrock, der verdächtig nach Blues schmeckt? Mit Riffs, die an Led Zeppelin und The Who erinnern? „Wir sind mit dem Blues aufgewachsen. Wenn du in den 80er Jahren nach was Wahrem gesucht hast, was gab es da? Culture Club? Duran Duran? Nein, das einzig Wahre war der Rock aus den 70ern. Und irgendwann merkst du, dass die ihr Zeug auch nur geklaut haben. Beim Blues aus den Fifties – sie haben dieser Musik einfach nur ein weißes Gesicht verpasst. So kannst du auch besser deine Geschichten erzählen“, sagt Matt, „wenn ungewohnte Themen in einem Gewand daherkommen, das den Leuten vertraut ist.“ Es ist das Erzählerische am Blues, das Eleanor interessiert: „Manchmal reicht es, einfach nur einen guten Text über ein Riff zu sprechen“. Weil das aber nicht immer reicht, haben die Geschwister inzwischen eine richtige Band hinter sich. Mit einem Schlagzeuger, einem Bassisten und“.einem Typen, der sich um die elektronischen Verfremdungen kümmert“.