An Interviews in langweiligen Hotelzimmern haben Supergrass einfach keinen Spaß mehr. Sie stehen lieber im Zoo Rede und Antwort.


Danny Goffey rülpst. Ein flegelhaftes Benehmen, sicherlich. Aber auch ein nachvollziehbares. Denn erstens kreist mittlerweile die dritte Flasche Schampus, und zweitens wartet eine große Aufgabe auf den Schlagzeuger von Supergrass: Danny soll einen Elefanten malen. Weil der Ort des Geschehens die Zoo-Schule im Kölner Tiergarten ist. Weil es sich der Journalist so gewünscht hat. Und weil Danny ein ziemlich netter Kerl und außerdem ziemlich breit ist, quietscht er mit der Kreide auf der Schiefertafel rum. Ein lockerer Schwung noch, zwei, drei filigrane Striche – und fertig ist er, der Elefant. „Es ist ein westindischer Elefant geworden“, verkündet Danny stolz, blickt trübe in die Runde und emtet nichts als allgemeine Zufriedenheit. Die sich nicht nur darauf gründet, daß auch die anderen beiden von Supergrass, Sänger Gaz Coombes und Bassist Mick Quinn, kleine Tierfreunde sind. Vor allem hat das mit dem neuen, mittlerweile dritten Supergrass-Album zu tun. Denn das dritte Supergrass-Album sagt einem beim ersten Hören sofort: Harmonien, ja bitte, mehr davon. Ja, es ist ein Album voller Harmonien geworden“, erklärt Gaz, „und wir lieben Harmonien.“ Das findet Mick, der Schampus und reichlich vorhandenes Haschgift noch am besten verträgt, auch: „Die Vorab-Single war nur so ’ne Art Appetizer. Oder ein Käsekeks, zu dem man Wein trinken kann. Auf jeden Fall ist ‚Pumping On Your Stereo‘ mehr so ein Zwei-Akkord-Ding, und der Rest der Platte ist anders und spricht für sich selbst. Deshalb ist es auch nicht schlimm, daß wir keinen Titel gefunden haben.“ Recht hat er. Das namenlose Album ist weitgehend harmonietrunken, melodieverliebt und frönt hemmungslos poppigen „sha-la-las“ und „uhu-hu“ – da ist ein Titel nun wirklich nicht von Belang. Eher schon das, was Danny derweil veranstaltet: Nichts. Schlaff hängt er über dem Tisch, rülpst noch mal und will plötzlich Wale sehen. Verständlich. Blöd ist bloß, daß es im Kölner Zoo keine Wale gibt; dafür sind die Meeressäuger in Duisburg vorrätig.

„Dann laß uns hier schnell machen und dahin fahren.“ Mäßige Begeisterung bei den Kollegen, denn Gaz und Mick fühlen sich im Kölner Tierpark pudelwohl. Gaz: „Interviews in Hotelzimmern sind furchtbar. Weil wir dann immer auf dem Sofa sitzen, reden und sagen müssen ‚der nächste, bitte‘ und dabei zuviel trinken.“ Was zwar de facto hier nicht wirklich anders ist, aber immerhin: hier kann man zwischendurch mal ein Ründchen drehen. Noch ein Wort zu Britpop? „Ungern“, sagt Gaz. „Ich singe nun mal mit britischem Akzent, weil ich da herkomme. Wir sind Supergrass, und wir klingen nach Supergrass – that’s it.“ Beinahe. Danny intoniert noch einen finalen Rülpser. Schade nur, daß nicht ausreichend farbige Kreide in der Kölner Zoo-Schule vorhanden war. Ein westindischer Elefant in Blau, das wäre das Nonplusultra gewesen.

Mehr über Supergrass bei 2Rock auf VIVA ZWEI in der Woche vom 20. bis zum 24. September.