„Arrogante Wichser“ machen Tricky wütend. Tolle Musik hilft ihm, sich wieder zu beruhigen.


Stimmt es, daß du von Naomi Campbell angerufen wirst?

Sie hat mich mal zu einer Veranstaltung mit Nelson Mandela in Südafrika eingeladen, aber ich hatte keine Zeit. Wir haben gemeinsame Freunde, und eigentlich ist Naomi ganz in Ordnung. Normalerweise halte ich diese Leute aber für ziemlich beknackt.

Du distanzierst dich von der Pop-Schickeria?

Oh, ja. Ich hasse diese blöde Clique. Das sind arrogante Wichser mit aufgeblasenem Ego. Ich für meinen Teil habe das hinter mir. Ich beobachte sie und denke dann: „Ihr glaubt, ihr kennt den Erfolg. Aber ihr kennt ihn nicht wirklich, ehe ihr nicht alle Höhen und Tiefen durchlebt habt.“ Ich meine, du kannst ein Album rausbringen und an die Spitze der Charts vorstoßen, aber du bist nicht eher erfolgreich, bis du ganz unten und dann wieder ganz oben warst. Erst wenn du beide Levels überlebst, hast du es geschafft. Genau wie ein Boxchampion.

Mit Leuten, die sich in ihrem Erfolg sonnen, kannst du nichts anfangen, oder?

Richtig, denn sobald sich der Erfolg einstellt, nehmen sich viele von ihnen einfach zu wichtig. Sie gehen nur noch in teure Clubs und führen dieses Superstar-Leben. Sie basteln sich ein Image und leben es bis zur Selbstaufgabe. Das beleidigt die Intelligenz des Publikums es ist einfach zu durchsichtig. Wenn ich dieses Image in einem Video sehe, kann ich genau sagen, was dahinter steckt. Bilder erzählen ganze Geschichten. Hey, wir leben im Zeitalter der Berühmtheiten. Jeder ist ein Star – vom verdammten Gärtner bis zum Musiker. Heute gehen die Leute in Talkshows, kommen ins Fernsehen und halten sich für berühmt.

Aber du bist Mensch geblieben?

Bis zu einem gewissen Grad, ja, weil ich in meiner eigenen kleinen Blase lebe. Ich habe gemerkt, daß ich ein Kapitalist bin; das Geschäft hat mich dazu gemacht. Ich weiß, wer meine Familie ist, wen ich liebe und wer mich liebt. In allen anderen Beziehungen verhalte ich mich wie ein Geschäftsmann. Ich habe Freunde, die sind echte Schlangen, und die wissen auch, daß ich es weiß.

Und dieses Wissen verarbeitest du auch in deiner Musik? Ja, ich werde so sauer, daß ich den Leuten den Schädel einschlagen möchte. Aber dann wird man verklagt und kommt ins Gefängnis. Also setze ich meine Gefühle lieber in Musik um. Momentan entwickle ich mich gerade in eine ganz neue Richtung. In meiner Musik geht es jetzt mehr um das richtige Leben. Ich versuche, neben mir zu stehen, mich als Persönlichkeit weiterzuentwickeln, zu lernen und zu begreifen, wer ich bin. Hast du nicht auch deine Ernährung umgestellt? Ja, ich mußte erfahren, daß ich gegen Hefe, Zucker und Milchprodukte allergisch bin. Bis vor zwei Jahren habe ich dieses ganze Zeug gegessen und mich dann gewundert, warum ich irgendwelche Sachen zertrümmerte. Ich zerlegte ein Hotelzimmer und mußte dann mit einem Asthmaanfall ins Krankenhaus. Als ich noch Zucker, Schokolade und Müsli aß, war ich rund um die Uhr krank. Warst du deswegen ständig so auffallend aggressiv und wütend?

Ja, ich war so erschöpft und angespannt, daß ich fast wahnsinnig wurde. Jetzt geht es mir besser, also klingt auch meine Musik anders selbst die düsteren Nummern sind fröhlicher. Ich habe experimentiert und so viel geschrieben wie eben möglich. Ich habe noch ein weiteres Album von mir zu Hause herumliegen – mit durchweg positiven Texten. Einige davon sind sogar richtig lustig.