Auf der guten Seite der Macht


Brand-New-Sänger Jesse Lacey ist ein eher zurückhaltender Typ, der ungern der Öffentlichkeit sein Leben auf dem Silbertablett serviert. „Ich weiß nie so recht, wie ich mich bei Interviews verhalten soll, ob ich das auch richtig mache , sagt er. Seine Rampenlicht-Aversion erinnert an Bright-Eyes-Mastermind Conor Oberst: ein introvertierter Junge im Körper eines 28-Jährigen, der sich in seinen Texten über die seelischen Gebrechen eines Greises auskotzt. Nur dass Lacey kein Posterboy-Image pflegt. Im Gegenteil seine Band weigert sich strikt gegen die Vermarktung als reines Produkt.

„Wir haben uns lange genug vorschreiben lassen, was wir zu tun und zu lassen haben , erklärt er seine Abneigung gegen Werbemaßnahmen zum neuen Album. „Der einzige Grund, warum ich auf der Bühne stehe, ist der Anspruch, gute Musik zu machen. „Die Antihaltung der Band erklärt auch den Titel des neuen Albums THE DEVIL AND GOD ARE RAGING INSIDE ME. Er ist einem Zitat des manisch-depressiven Musikers Daniel Johnston entliehen und spiegelt den Bewusstseinszustand der Band wider. „Wir fühlen wir uns ständig zwischen Gut und Böse hin und her gerissen. Andauernd will jemand was von uns. Wir selbst bleiben dabei auf der Strecke.“ Seitdem sie auf ihrer ersten US-Tour den New Yorker Madison Square Garden ausverkauft haben, will jeder ein Stück vom Kuchen Brand New. Doch die wehren sich. „Inzwischen wissen wir, was gut für uns ist“ , sagt Jesse. Auch das Rockstarleben auf Tour flog über Bord: „Wir sind keine Partyband. Wir machen lieber Sightseeing, als uns zu besaufen. Letztes Jahr war ich 30 Mal in San Francisco. Ich dachte nie daran, mir die Golden Gate Bridge anzusehen. Beim 31. Mal stieg ich dann in ein Taxi und fuhr hin. Und es war der Hammer. Das nächste Mal schaue ich sie mir garantiert wieder an! Fraglich, ob die Band ihr Programm hierzulande, wo sie weitgehend unbekannt ist, durchziehen kann. Bei den britischen Fans schlug die verquere Logik schon an: Letzten Herbst verkauften sie die Londoner Brixton Academy innerhalb von einem Tag aus. Und Conor Oberst ist auf dem europäischen Festland schließlich auch heiß umschwärmt.

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