Babyshambles: München, Cirkus Krone


No business as usual: Pete Doherty erschien mit Band und spielte ein skandalfreies Set. Was wird nur aus dem Mythos, wenn das erst zur Regel wird?

Es schien für kaum jemand ein religiöses Erlebnis zu sein, endlich Zeuge einer der wenigen Erscheinungen von Pete Doherty und seiner Babyshambles zu werden. Mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen beobachtete die Menge die viel diskutierte Band, die Bassist Drew McConnell gerne als „hoffnungslosen Haufen sich irgendwie durchmogelnder Clowns“ bezeichnet. Gesprächsthema Nummer eins: die neue Professionalität. Pete hat entzogen – wie man zu diesem Zeitpunkt noch dachte: mit Erfolg – und einen neuen Anfang versprochen. Die vier haben begriffen, dass sie „noch immer nicht aus dem offensichtlichen Zusammenhang der Worte ‚Musik‘ und ‚Karriere‘ Nutzen ziehen“ konnten (so McConnell) und haben deshalb vor der Show tatsächlich mehrere Stunden lang Interviews gegeben. Ohne größere Zwischenfälle beantworteten sie Fragen, die „von hochintellektuellen Erkundigungen über mögliche schöngeistige Herangehensweisen an Kreativität bis zu lächerlich plumpen Fragen wie ‚Findest du, dass man zu Shotter’s Nation gut Sex haben kann?‘ reichten“, wie McConnell berichtete.

Der Auftritt im Cirkus Krone galt als „Geheimkonzert“ und fand im Anschluss an die MTV-Veranstaltung mit Maximo Park, Sportfreunde Stiller und Beatsteaks statt. Mit gezückten Handycams und einem fast wissenschaftlichen Interesse am Detail („Ah, er trinkt Becks!“ „Hast du gesehen, wie er die Augen verdreht hat?“ „Ich glaube, er hat einen kleinen Bauch unter dem Hemd!“ etc.) verfolgten die Gäste einen Auftritt, der kaum Höhe- und Tiefpunkte hatte. Begleitet von seinen drei stoischen Kollegen, die ihre Arbeit mit der emotionalen Distanz gelangweilter Berufsmusiker verrichteten, spielte Pete ein skandalfreies Set. Die Abwesenheit jeglicher Extreme ließ an diesem Mittwochabend die Schwarz-Weiß-Malerei, die für die Wahrnehmung dieser kleinen Band seit eh und je charakteristisch ist, gänzlich absurd erscheinen: Sowohl von der Brillanz als auch von der Zerstörtheit, die Pete von fanatischen Verehrern bzw. leidenschaftlichen Verachtern attestiert wird, war nicht mehr als ein Hauch zu spüren. In Erinnerung bleiben ein paar feine Songs (besonders die Singles beider Alben stachen heraus), die trotz einiger (verzeihlicher) Momente musikalischer Schlamperei relativ ansprechend dargeboten wurden. Vergessen dagegen wird man schon bald die traurige Nachricht haben, dass der labile Kerl nur zwei Tage später wieder beim Spritzen von Heroin gefilmt wurde. Viel Glück, Pete!

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„Ich hatte mich eigentlich schon sehr darauf gefreut, Pete mal „in echt“ zu sehen. Am Anfang war ich deshalb auch irgendwie gefesselt, aber das hat sich schnell geändert. Es war langweilig und unpersönlich, er hat ja überhaupt nur einmal was gesagt.“ Mareen Richter

„Ich mag die Musik einfach, weil sie eine spezielle Stimmung hat. „Delivery“ war der Wahnsinn. Ich sehe Pete auf der Bühne auch nicht als Drogenwrack, wie die meisten Boulevardfotografen, die wie beim Rattenfänger von Hameln hinter ihm herlaufen.“ Reinhard Franke

„Ich fand’s eher doof. Ich verstehe die ganze Aufregung nicht – bloß weil der immer in der Boulevard-Presse auftaucht. Die Musik ist nicht so schlecht, aber das Herz geht mir da auch nicht auf Eine Zeit lang hab ich’s versucht, aber das war einfach langweilig. Mich als Nicht-Fan haben sie einfach nicht überzeugt.“ Alex Eingrüber