Bandband oder Gang?


Wechselnde Frontleute, Lilalaune-Stil- mix und Gastspiele bei den Bongo- Hippies: Gomez erzeugen immer nur weiter Missverständnisse.

Zwei Sachen gibt es, die Tom Gray wahnsinnig machen können. Eine davon ist schnell erzählt: Vor zwei Jahren spielten Gomez einen Gig in Frankreich, als „meine Gitarre mitten im Song auseinanderfiel. Einfach so. Da wollte ich das Scbeißding in 1000 Teile zersplittern sehen. Also schleuderte ich die Gitarre mit aller Kraft in die Luft … die Sekunden vergingen, aber sie fiel nicht wieder runter. Sie. Fiel. Einfach. Nicht. Runter… „

Doch Moment: Was nicht nur Sänger Tom Gray, sondern die ganze Band reichlich nervt, ist eine längere Geschichte und sollte wohl zuerst erzählt werden. Tom wippt bedenklich in seinem Schwingsessel und zählt an den Fingern beider Hände ab: „Progressive, Blues, Jörn, Rock ’n’Roll. Rythm’n’Blues, Pop, Folkrock, Retro… Seit sechs Jahren geht das Schubladen-Spielchen mit Gomez nun schon so, seit das Quintett aus den britischen Midlandsioo8 mit bring it on sein gefeiertes Debüt vorlegte. Mitspielen wollen Gomez schon lange nicht mehr: „Dem NME haben wir nicht einmal eine Kopie unseres neuen Albums zugeschickt“, meint Ben Ottewell schulterzuckend. „weil sie es sowieso nicht verstehen würden. Wir taugen nicht für den Hype. Und wir taugen auch nicht als Beispiel für so genannte Musikermusik. Wir sind wohl einfach … eine Bandband. “ Die Missverständnisse beginnen schon damit, dass es bei Gomez keinen erkennbaren Frontman gibt. Da stellen sich Ben Ottewell, Tom Gray und lan Ball ans Mikro – abwechselnd. „Wir machen selbst Witze darüber“, erzählt Gray, „Ich gelte als das Großmaul, lan als der Hübsche, Ben als der Talentierte. Zusammen geben wir einen einzigartigen Frontman ab!“

Es war wohl auch ihre kollektive Arbeitsweise, die die Aufmerksamkeit der US-Jam-Szene erregte – und für zusätzliche Konfusion sorgte, als Gomez von den Grateful-Dead-Widergängern String Cheese Incident auf ein Neujahrskonzert in San Francisco eingeladen wurden: „Wir haben uns selbst am meisten darüber gewundert: Die spielten 15-minütige Bongo-Soti, und die Leute flippten total aus“ erzählt Ben. „Und wir haben nicht mal ein Schlagzeugsolo!“

Wenn es denn eine Parallele gibt zwischen Gomez und Hippie-Kollektiven wie Phish oder String Cheese Incident, dann ist es diese Arbeitsweise: Spielen. Spaß dran haben und basta. „Das letzte Album, in our gun, war sozusagen unser kid a „, erzählt Tom. „Was haben wir nicht altes gebastelt! Nichts gegen Computer, tolle Sache, aber: Anstatt irgendwas Neues aus der Gitarre rauszuholen, wartest du auf die Version 2.0, wenn du dich weiter entwickeln willst. Deswegen hat split the diffcfience etwas Befreiendes: Es springt dir ins Gesicht. „Der Titel des Albums ist programmatisch zu verstehen: „Es ergab sich beim Abmischen im Studio“, erinnert sich Ben: „Mal waren die Gitarren zu laut und der Gesang zu leise, mal war der Gesang zu laut und alles andere zu leise. Wir trafen uns dann immer in der Mitte, quasi auf der Hälfte des Unterschieds „. Wenn man sich aber immer in der Mitte trifft, muss denn dann das Ergebnis nicht, nun ja, medioker sein?,. Wer sagt denn, dass ein Kompromiss immer lauwarm sein muss? , protestiert Ben.

Vielleicht sind Gomez eher ei ne eingeschworene Gang denn eine Band – oder Bandband – im klassischen Sinn. Die Musiker, alles Midtwenties, kennen sich eine halbe Ewigkeit. Zusammen nahmen sie die Stromschnellen der Pubertät, spielten mit klammen Fingern in düsteren Kellern ihre ersten Metal-Riffs, ergatterten ihren ersten Plattenvertrag, gingen auf Welttournee. Und zusammen haben sie nun auf split the 01 fference das Ende der ersten großen Liebe verarbeitet:“.Wenn diese Pforte ein subd’mes

Thema hat, etwas, das uns alle angetrieben hat, dann war es das Scheitern der Beziehungen ‚.’meint Ben. „Vier von uns hat es erwischt. Nicht, dass wir da irgendwas …‘ er malt mit den Zeigefingern zwei Gänsefüßchen in die Luft …… verarbeitet hätten. Tatsache ist, dass wir uns morgens getroffen und losgerockt haben.“ Insgesamt haben sie so mehr als 50 Songs eingespielt. Trotzdem schöpft das Album die möglichen knapp 80 Minuten Spieldauer bei weitem nicht aus: „Wir stehen einfach auf das alte Vinyl-Format von 45 Minuten“, sagt Tom. „mehr auf einer Platte überfordert den Hörer. Und um ehrlich zu sein: Was es nicht auf die Platte geschafft hat, hat es auch einfach nicht verdient“, split the difference, resümiert Ben, „soll dich morgens kicken und auf einen guten Weg durch den Tag schicken. Es sei denn“, meint er und grinst, „du wirfst eine Gitarre in die Luft, um sie so richtig kaputtgehen zu sehen“. Und dann. Fällt. Sie. Einfach. Nicht. Mehr. Runter. „Das war der entsetzlichste und lächerlichste Moment meiner Karriere“, sagt Tom grimmig. „Anstatt auf dem Boden zu zerschmettern, hing das Scheißding dort oben