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Das sind die 100 besten Debütalben aller Zeiten


MUSIKEXPRESS hat die besten 100 Erstlinge gewählt. Von Wanda bis The Velvet Underground, here we go.

Ein Debüt besitzt keine Vergangenheit und kümmert sich nicht um die Zukunft. Ein Debüt ist Gegenwart, und es verwundert daher nicht, dass die besten Werke der Gegenwartskultur Popmusik erste Alben sind. Eine Annäherung an das Phänomen Debütalbum in Listen-Form.

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100
Lady Gaga
THE FAME
2008

„Just Dance“, „Poker Face“, „Love Game“, „Paparazzi“: Stefani Joanne Angelina Germanotta aka Madonna 2.0 brachte hiermit 90s-inspirierte EDM vom Autoscooter-Rollfeld in die Clubs aller Welt. (Stefan Hochgesand)

Was danach geschah: Die überragende Hit-Single „Bad Romance“ kam tatsächlich erst ein Jahr später mit der Zusatz-EP „The Fame Monster“ (2009) heraus – wie auch „Telephone“, das Duett mit Beyoncé.

99
Maxïmo Park
A CERTAIN TRIGGER
2005

Ein bisschen schien diese Band aus Newcastle am Reißbrett konzipiert. Das sonst eher im Elektronischen versierte Warp-Label wollte es dem Retro-Gitarren-Zeitgeist hiermit so richtig zeigen. Doch der griffig kühle Uptempo-Wave-Rock setzte sich über alle Kritik hinweg. (Linus Volkmann)

Was danach geschah: Bis heute am Liefern, das Debüt aber unerreicht.

98
Wire
PINK FLAG
1977

21 Stücke, viele unter zwei Minuten: Die Dringlichkeit des Punk trifft auf das Kunstverständnis der Art-School-Boys. Zwischen den Dekonstruktionen steckt der brillante Pop von „Mannequin“ und „Ex Lion Tamer“. (André Boße)

Was danach geschah: Auf zwei LPs perfektionieren Wire die Formel, auf eine Pause folgt die elektronische Neuerfindung.

97
The Gun Club
FIRE OF LOVE
1981

Archaisch erdig produzierte Kreuzung aus Postpunk mit Mississippi-Delta-Blues. Stets im Fokus: Vokalist, Gitarrist und Komponist Jeffrey Lee Pierce, der Euphorie, Lebenssucht, Drogenabhängigkeit, Seelenpein und Liebeskummer in exzellente Songs sublimierte. (Mike Köhler)

Was danach geschah: Pierce stirbt 1996 an den Folgen einer Gehirnblutung.

96
Courtney Barnett
SOMETIMES I SIT AND THINK, AND SOMETIMES I JUST SIT
2015

Da schafft es die Australierin, mit komplett unbeeindruckter Stimme ihre scharfsinnigen Alltagsbeobachtungen unter geradlinigem Schluffirock raus- und uns damit umzuhauen. (Hella Wittenberg)

Was danach geschah: Wahrgewordener Slackertraum: das Album mit Kurt Vile 2017, LOTTA SEA LICE.

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95
Yeah Yeah Yeahs
FEVER TO TELL
2003

Die New Yorker möchten sich hier nicht vorstellen – sie wollen uns jagen. Das schafft Karen O mit manischer Lyrics-und-Stimmen-Mische, während Nick Zinner und Brian Chase uns ihre Bass- und Gitarrenwellen entgegenklatschen. (Hella Wittenberg)

Was danach geschah: Drei Alben bis 2013, angedeutetes Comeback 2020.

94
The B-52’s
THE B-52’S
1979

Knallig und genial – das Debüt der Bomberfrisuren aus Athens, Georgia, als heiliger Gral der Postpunkmoderne, so tanzbar wie verschroben, all Killer, no Filler: „Planet Claire“, „52 Girls“, „Rock Lobster“. (Ingo Scheel)

Was danach geschah: Das Gleiche noch mal in Rot: WILD PLANET erscheint ein Jahr später.

93
Pixies
SURFER ROSA
1988

Das eindrucksvolle Ende des Films „Fight Club“ unterlegt von Pixies „Where Is My Mind?“ stellt ja nur einen Bruchteil der ikonischen Kraft dieser Platte dar. An SURFER ROSA orientierten sich diverse Gitarren-Generationen. (Linus Volkmann)

Was danach geschah: Ab den Nullern vor allem eher halbgeile Reunions.

92
Burial
BURIAL
2006

Will Bevan goss die verregneten Straßen der Londoner Nächte in einen düsteren Dubstep- und Garage-Sound, der zahllose Epigonen folgen ließ, die aber nie seine Klasse erreichen sollten. (Christopher Hunold)

Was danach geschah: Schon ein Jahr später erschien mit UNTRUE das Genre-Meisterwerk schlechthin.

91
Tori Amos
LITTLE EARTHQUAKES
1991

Das Album atmet Glam à la Queen und Elton John. Im Zentrum stöhnt und flucht Amos’ eindringliche Stimme, flankiert von Klavier. Vor balladeskem Wohlklang bewahren auch die Menstruationsblut ausgießenden Lyrics.(Stefan Hochgesand)

Was danach geschah: Auf UNDER THE PINK greift Amos erstmals zum Bösendofer-Flügel, ihrem Markenzeichen.

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90
Hot Chip
COMING ON STRONG
2004

Elf Songs mit der Aura von introvertiertem Indie, der sich aber seltsam elektronisch gibt. Hier ist alles schon angelegt, Hot Chip avancieren zu mehr als einem Geheimtipp. (Linus Volkmann)

Was danach geschah: THE WARNING schob zwei Jahre später deutlich mehr in Richtung Tanzfläche – und machte sie zu Nerd-Superstars.

89
Nick Drake
FIVE LEAVES LEFT
1969

fFünf Jahre danach stirbt Drake an einer Überdosis Antidepressiva, weitgehend übersehen, aus der Zeit gefallen, baldiger Status: Beinahe-Ikone. Die Streicher-Arrangements, die er mit seiner Stimme durchfliegt, verdanken dem Barock-Komponisten Händel mehr als der Musik der 60er. (Frank Sawatzki)
Was danach geschah: Der Opener „Time Has Told Me“ setzt den Ton für diese visionäre Reise ins Dunkel, mild und bedacht.

88
MGMT
ORACULAR SPECTACULAR
2007

Produziert von Dave Fridmann legt das New Yorker Duo Neo-Psychedelia von Spitzenqualität vor. Zu der Zeit eine Offenbarung, allenfalls vergleichbar mit dem in etwa zeitgleichen Aufstieg von Vampire Weekend. (Stefan Hochgesand)

Was danach geschah: Die erste Albumhälfte wird dominiert von Dance-Pop-Hits wie „Kids“. Die zweite Hälfte weist mehr in die psychoschlierende Zukunft.

86
Jeff Buckley
GRACE
1994

Das erste und einzige Album des drei Jahre später verstorbenen Tim-Buckley-Sohns zerrt an Rock-, Folk- und Grunge-Grenzen, nur um uns dann wieder mit ätherischem Gesang und epischen Balladen im Sicheren zu wiegen. (Hella Wittenberg)

Was danach geschah: Sein darauf enthaltenes Leonard-Cohen-Cover von „Hallelujah“ ist bis heute wohl die am meisten verbreitete Version des Songs.

86
The Darkness
PERMISSION TO LAND
2003

Meisterliche Hardrock-Parodie, die meisterlichen Hardrock hervorbrachte. Für „I Believe In A Thing Called Love“ wäre Freddie Mercury von den Toten zurückgekehrt. (Stephan Rehm Rozanes)

Was danach geschah: Kurzzeitig „The nation’s leading rock combo“, dann Flop-LP, Split, Reunion. Heute mit Sohn des Queen-Drummers am Schlagzeug.

85
Kanye West
THE COLLEGE DROPOUT
2004

Weil er kein Gangster war, rappte er übers College, über Religion und Familie. Curtis und Marvin hallen nach, aber auch die spätere Megalomanie ist angelegt, in den fordernden Lyrics, den fetten Gospel-Chören. „Jesus Walks“ und „Never Let Me Down“ sind unschlagbar. (David Numberger)

Was danach geschah: Das weiß jeder.

84
The Go-Go’s
BEAUTY AND THE BEAT
1981

Historisch: Die Kalifornierinnen sind die erste rein weiblich besetzte Band, die mit selbstkomponierten Songs Platz 1 der USA erreicht. Power Pop, mit Betonung auf Power und Pop. (André Boße)

Was danach geschah: 1987 gelingt Sängerin Belinda Carlisle mit „Heaven Is A Place On Earth“ ein Welthit.

83
Vampire Weekend
VAMPIRE WEEKEND
2008

Mit seinen polyrhythmischen Schlenkern maßgeblich für den Einzug des Afrobeat in den Indie-Pop verantwortlich. Frisches Blut für das damals schon arg bleiche Genre. (Stephan Rehm Rozanes)
Was danach geschah: Die Band schreitet in den tiefen Fußstapfen von Simon & Garfunkel bis auf Platz 1 der USA.

82
Sophie
OIL OF EVERY PEARL’S UN-INSIDES
2018

Der Hyperpop der schottischen Künstlerin aus dem Umfeld von PC Music hat den Blick in eine entfernte Zukunft elektronischer Musik und ihrer Möglichkeiten geworfen und neue Pop-Standards gesetzt. Retromania war buchstäblich gestern. (Christopher Hunold)

Was danach geschah: Anfang 2021 verunglückte sie auf tragische Weise bei einem Sturz in Athen. „It’s Okay To Cry“. Der Asteroid Sophiexeon wurde nach ihr benannt.

81
Norah Jones
COME AWAY WITH ME
2002

Der Jazzpolizei war dieses Debüt viel zu folkig. Bis heute wird es zu Unrecht verschmäht als Macchiatobar-Pop. Aber wenn alle Cafés der Welt dieses Album spielen würden, hätten wir ein besseres Leben. (Stefan Hochgesand)

Was danach geschah: So intensiv wie auf ihrem Debüt mit gerade mal 22 klang die Tochter von Ravi Shankar nie wieder.