BAP


Orchester-Arrangements (wenn auch auf dem Synthi nachempfunden). Konzerte vor klassische- Kulisse – demnächst Frackzwang bei BAP? Wohl kaum, denn als der kamerabestückte ZDF-Hubschrauber zum Tiefflug über das antike Rund und die Band zum ersten Ton ansetzte, wußten 6000 Zuhörer: Es geht ab wie eh und je.

Gleich in dreifacher Hinsicht ungewöhnlich war dieses Konzert: Zunächst war es das erste seiner Art, für das sich die Tore des römischen Amphitheaters im niederrheinischen Xanten öffneten. Zweitens schnitt das ZDF die Show mit, um sie seinen Zuschauern zur besten Sendezeit auf dem Silbertablett zu präsentieren. Und drittens gaben BAP hier nach langer Bühnen-Abstinenz den Startschuß für eine weitere, gigantische Tournee, die bis ins kommende Jahr hineinreichen wird. Während die Band nach dem ersten Abend selbst noch das Gefühl hatte, erst die Generalprobe geliefert zu haben, dauerte es am zweiten – natürlich ebenfalls ausverkauften – Tag nur die ersten zwei, drei Stücke, bis die Musiker sich freigespielt hatten, bis Wolfgang Niedecken die Leute um den kleinen Finger wickeln konnte. Selbst das kleine Kunststück gelang ihm, das Publikum bei „Kristallnaach“ einmal nicht mitklatschen zu lassen.

Trotzdem. Frenetischen Beifall gab es reichlich – und kleine Verrücktheiten am Rande, wie sie nur Fans sich leisten: Manche hatten getreu dem Tourneemotto „Zwesche Salzjebäck un Bier“ – Salzstangen mitgebracht, die sie freigiebig verteilten. Sooo war der LP-Titel sicherlich nicht gemeint.

Ansonsten gab es wenig Raum für Mißverständnisse – nicht zuletzt durch die üblichen erklärenden Worte zu den Stücken, besonders den neuen, noch ungewohnten und inhaltlich besonders wichtigen: „Bahnhofskino“ sei da stellvertretend genannt. Wo allerdings früher etwas weitschweifige Zwischen-Moderationen die Nummern verbanden, ist heute Musik drin: Die ganze Performance ist kompakter geworden, bandorientierter. Wo Niedecken früher den optisch dominierenden Part spielte, springt immer häufiger der Major in die Bresche, kostet die Rolle des „Gitarrenhelden“ weidlich aus – die „Major! Major!‘-Sprechchöre sind auch nicht zu überhören.

Kein Grund, die Verdienste von BAP an sich zu schmälern, denn nur die Band als Ganzes machte es möglich, den Begeisterungspegel im Publikum über fast drei Stunden hochzuhalten. Und daß allein der Zugabeteil länger ausfiel als manches reguläre Konzert heutzutage, spricht Bände.