Beck In Business


Innovation und Datendrang: Auf seiner Website covert BECK mit einer Reihe prominenter Gäste ganze Platten und unterhält sich mit Künstlerkollegen über Gott und die Welt.

Sonic Youth sind an allem schuld: Als die Band kürzlich befreundete Musiker bat, Coverversionen ihrer Songs für ein geplantes Boxset aufzunehmen, folgte Beck dem Aufruf – und spielte an nur einem Tag gleich das gesamte EVOL-Album neu ein. Die schnelle Arbeitsweise inspirierte ihn zu der Idee, weitere Platten im selben Stil zu covern. “ Man verbringt oft Monate und Jahre im Studio. Die Uhr tickt, während viel Zeit für technische Kleinigkeiten drauf geht“, erklärt Beck. “ Ich dachte, es wäre nett, einmal schneller zu arbeiten und diesen Kick, diese Energie einzufangen; etwas zu machen, von dem man nicht schon wieder genug hat, wenn es endlich fertig ist.“

Mit einer Reihe illustrer Gäste (u. a. MGMT, Devendra Banhart, Produzent Nigel Godrich und Schauspieler Giovanni Ribisi) machte sich Beck daran, Platten auszusortieren, die dann ohne langes Proben und komplizierte Arrangements in je 24 Stunden neu aufgenommen werden sollten. „Es standen eine Menge verschiedener Alben zur Auswahl. Beinahe hätten wir SEX PACKETS von Digital Underground gecovert“, erzählt er. Und „mit MGMT hätte ich fast eine Ace-Of-Base-Platte aufgenommen. „

Schließlich wurdeTHEYELYETTN-DERGROUND & NICO als erste „Coverplatte“ ausgewählt. Mittlerweile gibt es einige Songs davon auf www.beck.com im Stream zu hören. Unter der Rubrik „Record Club“ sollen dort in den kommenden Monaten weitere Alben veröffentlicht werden – ein gestreamter Track pro Woche, jeder mit einem Video von den Aufnahmesessions versehen. Ein physischer Release und somit eine kommerzielle Auswertung des Materials ist nicht geplant. „Es gibt kein anderes Motiv, als einfach nur Musik zu machen“, beteuert Beck. „Man hat ohnehin schon so viele Verpflichtungen mit Plattenveröffentlicbungen und Touren. Das hier ist ein Versuch, etwas abseits von all dem zu machen.“

Neben den Record-Club-Jamsessions sucht der 39-Jährige noch andere Möglichkeiten, sich mit Künstlerkollegen auszutauschen. Unter der Rubrik „Irrelevant Topics“ führt er mit Musikern, Filmemachern und Malern Gespräche „ohne Promotion-Hintergedanken oder redaktionelle Vorgaben“. Als erster Interviewpartner stand Tom Waits zur Verfügung. Im Zwiegespräch plaudern die beiden bisweilen als komische Käuze verschrienen Sänger über ihre Heimatstadt Los Angeles, den Einsatz von Musik als Folterinstrument und quadratische Wassermelonen. Die ganze Unterhaltung gibt es auf http://beck.com/irrelevant topics nachzulesen. Außerdem bietet Beck auf seiner runderneuerten Website Playlists, die von ihm und diversen Gast-DJs zusammengestellt werden, und in der sogenannten „Videotheque“ Live-Clips und Videos zu den Songs der letzten (regulären) Platte MODERN GUILT. Für Fans, die sich aufgrund des regen Online-Treibens die Frage stellen, wie lange es dauern wird, bis Beck wieder ein „normales“ Album aufnimmt, hat der Songwriter gute Nachrichten: “ Ich habe gerade eine Platte mit Charlotte Gainsbourg fertiggestellt. Mit Devendra Banhart habe ich einen Song für einen Film produziert. Und dann gibt es da noch ein anderes Album, an dem ich schon seit 2007 arbeite.“ Sommerferien scheinen im Hause Hansen also gestrichen.