Bela B. kollaboriert mit Alexander Marcus: Ist das noch Punkrock?


In „Glanz und Gloria“, dem selbstironischen Kino-Debüt von Alexander Marcus, übernimmt Ärzte-Schlagzeuger Bela B. eine Gastrolle und singt mit dem „King of Electrolore“ ein Duett - Musik-Comedy oder schlechter Scherz?

Wenn es sich um den „King of Electrolore“, alias Alexander Marcus dreht, spalten sich die Gemüter: Während die einen seine Selbstironie verachten, wird eben diese von anderen gefeiert. Bei rund 30 Millionen YouTube-Klicks seiner „Hits“ „Papaya“ oder „Hawaii Toast“ scheinen wohl doch genügend Schenkelklopfer dabei gewesen zu sein, denn Alexander Marcus sowie Regisseur und Drehbuchautor Andreas Coupon konnten via Crowdfunding ihr Kino-Debüt „Glanz und Gloria“ realisieren: die Fortsetzung eines bereits totgeglaubten Größenwahn-Projektes, in dem Alexander Marcus, sich selbst spielend, als „Star“ abstürzt und aufgrund einer Überdosis der Droge „Egoin“ in die Psychiatrie eingewiesen wird. Mit einem Schlag ist seine Karriere zerstört, sein mit ihm liierter Globus „Globi“ ist verschwunden und erst die neugefundene Liebe zu einer Holzkiste veranlasst ihn zur Flucht, die in eine Großfahndung ausartet sowie in eine Reise zurück zu sich selbst, die Alexander Marcus nur dann gewinnen kann, wenn er seine Liebe zur Musik wiederentdeckt.

Einer der da gehörig mitgelacht haben muss, ist Ärzte-Schlagzeuger Bela B, welcher freiwillig eine Rolle übernahm (die eines Gurtmachers) und das Kino-Projekt mit seinem Gastspiel effektiv förderte. In seiner Rolle in „Glanz und Gloria“ rettet er den aus der Psychiatrie geflohenen Alexander Marcus vor dem Hungertod und beschert ihm ein Festtagsmahl in seiner Waldhütte. Klöße, Keulen, Kraut und Wein – gönnerhaft schmiert er dem schmatzenden Marcus noch ein Wegbrot und begurtet seine Holzkiste. In der Abschiedsszene folgt das Duett „Danke schön“, in der die beiden ihre neugewonnene Freundschaft besiegeln und sich hin und wieder auf die Oberschenkel klatschen, weil sie ihr Glück, sich gefunden zu haben, nicht fassen können. 

„Glanz und Gloria“ zeichnet selten gelungenes Overacting aus, einen Alexander Marcus, der häufig übers Ziel hinausschießt und eine Story, die sich in Paul Kalkbrenners „Berlin Calling“ bereits auf weit höherem Niveau präsentierte. Auch Kalkbrenner wurde, unter dem Pseudonym DJ Ikarus, zur Rehabilitation eingewiesen, produziert dort nach jedoch realistischen Entzugsschwierigkeiten sein Erfolgs-Album „Berlin Calling“ und lernt, dass sein eigenes Verhalten seiner Karriere als DJ sowie seiner Gesundheit im Weg steht.

Weniger lehrreich tritt hingegen Alexander Marcus in Szene, dessen Songs, wie „Glanz und Gloria“, „Soldaten der Liebe“ und „In der Disco La Cola“ sich dafür aber optimal in sein bisheriges Elektro-Schlager-Repertoire einreihen und auf dem gleichnamigen Album zum Film enthalten sind. So wie „Danke schön“, das Duett mit Bela B. Sicher auszuschließen ist dennoch, dass sich die Erfolgsgeschichte von „Berlin Calling“ im Fall Alexander Marcus wiederholen könnte.

Ob die Kollaboration wirklich ein glücklicher Umstand für Bela B. ist, darf kontrovers diskutiert werden, Fans der „besten Band der Welt“ brauchen wohl starke Nerven oder eine spezielle Form von Humor, um den „besten billigsten Film aller Zeiten“ 95 Minuten lang zu überstehen.

Seht hier den Trailer zu „Glanz und Gloria“, von und mit Alexander Marcus.

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