Berliner Club-Szene sucht Dialog mit Tech-Unternehmen


Nachdem ein weiterer Club in Kreuzberg verdrängt werden soll, appelliert das Netzwerk „Clubcommission“ an den guten Willen der Investoren.

Vor fünf Jahren zog der „Privatclub“ in das alte Postamt in Kreuzberg. Seitdem fanden dort über 1.600 Konzerte statt. Vor allem Nachwuchs-Bands spielen in der Skalitzer Straße 85 ihre ersten Gigs. Auch die Beatsteaks und Wir sind Helden spielten zu Beginn ihrer Karriere im Privatclub, damals noch an der alten Location ein paar Straßen weiter.

2017 kauften die Samwer-Brüder das Gebäude mit der Nummer 85. Und mit den neuen Vermietern kam für den Club-Betreiber Norbert Jackschenties eine Verdopplung der Miete. Die Startup-Investoren sollen außerdem eine Verlängerung des Vertrages über das Jahr 2022 ausgeschlossen haben. Ergo: Der Privatclub wird verdrängt.

Maximal zwei Veranstaltungen pro Woche

Zusätzlichen Druck machten die neuen Nachbarn: Die Etage über den Clubräumen vermieteten die Unternehmer an Startups, die sie vor dem Einzug offenbar nicht über den Lärm informiert hatten. Maximal zwei Veranstaltungen pro Woche dürften künftig im „Privatclub“ stattfinden, hieß bereits es im Dezember – für Jackschenties nicht finanzierbar.

Um den Kulturort vor der Verdrängung zu bewahren, lud die Clubcomission, ein Sprachrohr der Berliner Clubszene, am 22. Januar zu einem Pressegespräch ein. Ziel sei es, einen Dialog mit den im Gebäude ansässigen Investor-finanzierten Tech-Unternehmen anzuregen.

„Clubcommission“, Kulturförderer „Musicboard Berlin“ und „Privatclub“-Geschäftsführer Jackschenties möchten an den guten Willen der Unternehmer appellieren: Es ginge um die Förderung junger MusikerInnen, die auf Veranstaltungsorte wie den „Privatclub“ angewiesen sind, um sich Gehör zu verschaffen.

Startups würden sich von Berlin angezogen fühlen, aber durch ein Gebaren wie in der Skalitzer Straße 85 das zerstören, was die Stadt unter anderem attraktiv macht, so Lutz Leichsenring von Clubcommission Berlin.

Ob ein solcher Austausch zwischen den beiden Interessengruppen Kulturstätten wie den „Privatclub“ vor der Schließung retten kann, wird sich bald zeigen. Ansonsten werde man seitens des Privatclubs über rechtliche Schritte nachdenken müssen – allerdings nur, sollten Gespräche scheitern, wie bei dem Pressegespräch am Montag betont wurde.