Billy Idol: Roxy, Los Angeles


Licht aus, Publikumsgeschrei – Vorhang auf für die Billy City Rollers ganz in Leder. Musik setzt ein, der Sänger röhrt, aus seinem Schmollmund quälen sich die furchtbarsten atonalen Geräusche. Die Band spielt weiter, der Sänger fällt um. Kein Wunder, daß Billy Idol ständig Grimassen schneidet – muß er doch jeden Abend derartigen Gesang ertragen … Kein Wunder auch der Jubel in den vorderen Reihen: Billys Atem allein würde reichen, um einen Alkoholiker glücklich zu machen.

Dies ist Billys erster Auftritt im angesehenen Roxy, und Billy – ganz modischer Punk, obwohl von seiner Plattenfirma als pseudo-rebellischer Nachbarsjunge verkauft – ist randvoll und mimt den Burschen, der auf Pastors Tee-Party einen fliegen läßt. Er versucht nicht einmal richtig zu singen, torkelt schmollend quer über die Bühne, schreit und schwingt die Fäuste wie Popeye. Fast die komplette Show ähnelte einem jener gräßlichen Robert-Stigwood-Filme über Punks (reizende Punks natürlich …) mit Idol in der Hauptrolle.

Idol sieht schäbig aus, die Songs sind schmerzhaft – sogar „Mony Mony“, das man eigentlich gar nicht verschandeln kann. Er wirft das Mikro in die Luft und – greift daneben. Wem es gelingt, ihn zu ignorieren, der hört eine recht gute Band mit einer weiblichen Bowie-Kopie an den Tasten und einem ausgezeichneten Gitarristen.

Doch was als scheinbar nicht enden wollende Qual begann, bessert sich am Ende – oder hatten sich meine Ohren nur an den Horror gewöhnt? Vielleicht hatten die diversen Stürze Billy wieder nüchtern gemacht, denn „Shooting Star“ kam völlig korrekt und „Teenage Sex“ klang so jugendlich wie vorgesehen: knurrig, arrogant und überzogen, mit einem Hauch von Sweet und Mott The Billy Idol Hoople. Und die drei Schlußnummern – „White Wedding“ (kraftvoll), „Dancing With Myself“ (harmloser, griffiger Tanz-Pop) und „Untouchables“ (von der ersten US-EP) – sind so gelungen wie alles hätte enden sollen, mit Idol als starkem Sänger und einer überzeugenden Bühnenpräsenz.

Die Songs hätten einen weitaus besseren Interpreten verdient. Wie ein Kind agieren? Warum nicht – aber bitte nicht kindisch.