Bluebells


Gottseidank!, werden Robert Hodgens und die Brüder Ken und David McCluskey dieser Tage aufatmen, denn wer hätte noch an den Durchbruch der notorischen Schotten geglaubt – nach einer jahrelangen Berg- und Talfahrt durch die unmöglichsten Peripherien des Musikbiz. Doch nun scheint sich ihr unwiderstehlicher Country-Pop nicht nur bei uns langsam zu etablieren.

Wieviele Möglichkeiten gibt es, eine Band zu gründen? Die Geburtsstunde der Bluebells zählt eindeutig zu den unartigsten dieses Genres – fand sie doch auf dem Reißbrett statt und nicht im Übungskeller. Als Robert Hodgens, heutiger Mastermind und im Frühjahr ’81 begnadeter Fanzine-Redakteur im feuchtkalten Glasgow, keine Band mehr einfiel, die er hochjubeln konnte, erfand er einfach welche, darunter die Bluebells.

Neugierig geworden, forderte die Lokalpresse Hörbares, so daß Robert sich gezwungen sah, mit den McCluskey-Brüdern Nägel mit Köpfen zumachen. Dazu Ken, Sänger der Band: „Es war absurd: Obwohl wir noch gar keine Platte gemacht hatten, sprach die englische Presse schon von der großen neuen Hoffnung, vom Geheimtip Nr. 1 …“

Beste Ausgangsvoraussetzungen also für das Einläuten einer steilen Karriere?? Leider nicht, denn die erste Single ließ noch lange auf sich warten. Unfruchtbare Kontakte zu angeblich wichtigen Produzenten lähmten, konnten jedoch das entscheidende Zusammentreffen mit Elvis Costello auch nicht mehr verhindern, „Er hat uns erstmal gezeigt, wie man richtig Gitarre spielt“, meint Ken, „Trotzdem hat er heute die Angewohnheit, seine Arrangements zu sehr abzuglätten.“ – Das wiederum würde sich mit den sozialkritischen Texten der Bluebells beißen; aus diesem Grund produzierte Elvis lediglich einen Song ihres exzellenten Debüt-Albums SISTERS…

Hier wiederum findet eher eine Rückbesinnung auf vergangene Folkverse irisch-schottischer Tradition statt, die durch Country- und Western-Instrumentierung und einen Schuß Velvet Underground eine seltene ländliche Schärfe versprüht, „I’m Falling“, ihr erster kontinentaler Hit, verarbeitet in der Video-Version („Formel 1“) mit einer Sequenz Abfahrtslauf (Ken verschmitzt: „Ooh, Franz Klammer was great“) den rasanten Erfolgsslalom der Bluebells, die nun vor kurzem mit „Young At Heart“ einen Top Ten-Hit in GB hatten. „Squaredance am Loch Ness“ könnte man ihr Erfolgsrezept burschikos bezeichnen, wie auch ihre aktuelle Maxi „Cath“; Is it bagpipepop, really???