Böses Business


Kürzlich erst dem kreativen Tod entronnen, geizt der ehemalige Stone Roses-Frontmann Ian Brown nicht mit bitterer Kollegenschelte

Was ist bloß mit Ian Brown los? Verschmitzt lächelnd verteilt er Gratiszigaretten, räkelt sich entspannt in seinem Sessel und lamentiert über das böse Business und die seelischen Qualen, die ihn seit dem Ende der Stone Roses peinigen. Genau zwei Jahre ist es her, daß sich Gitarrist John Squire, heute Oberhaupt der Seahorses, per Telefonanruf still und leise aus dem Bandboot schlich und seine Ex-Kollegen vorerst ins musikalische Aus katapultierte.“Als sich die Roses auflösten, war ich praktisch arbeitslos. Um ein Haar hätte ich das ganze Musikding geschmissen“, rekapituliert Ian Brown die prekäre Situation heute und wirkt auf einmal sichtlich geschmerzt. War es wirklich so schlimm? „Absolut. John und ich, wir haben über zehn Jahre zusammen in der Band gespielt. Von einem Tag auf den anderen rief er bei uns an, sagte, er habe keinen Bock mehr, und das war’s dann. Es fällt mir schwer zu verstehen, warum er bis heute keine Aussprache wollte. Ich frage mich oft, wie ein Mensch, den man bereits seit Ewigkeiten kennt, plötzlich so kalt und hart werden kann.“ Schmollend zieht die einstige Rave-Legende die Schultern hoch und beäugt mit finsterer Miene den weichen Teppichboden der noblen Hamburger Hotelsuite. Die Zeiten sind hart geworden – selbst für „King Monkey“, wie die britische Musikpresse Brown seit Jahren einvernehmlich nennt. Seinen wenig schmeichelhaften Spitznamen verdankt der Musiker einem Journalisten, der Browns Äußeres mal mit dem eines Affen verglich. Besonders hübsch wirkt da Ians Einfall, den ersten kreativen Output seiner Solokarriere „Unfinished Monkey Business“ zu nennen.

„Sicher wird man die Platte mit den Alben der Stone Roses vergleichen. Was aber schlicht und ergreifend daher kommt, daß dieselbe Stimme darauf zu hören ist. Darüber zerbreche ich mir jedoch nicht den Kopf. Ich bin ich und mache meine Musik“, konstatiert King Monkey und gewinnt dabei allmählich seinen anfänglichen Frohsinn wieder zurück. Obwohl das Album reichlich Tadel von einigen Kritikern erntete, bescheinigten doch die meisten dem Solokünstler Brown beträchtliches Potential für die Zukunft. Eigentlich kein Wunder, wird der zierliche Sänger mit der nasalen Stimme doch selbst von den Gallagher-Brüdern emphatisch als frühe Ikone der Retrowelle verehrt. Den Meister selbst lassen derartige Lobeshymnen kalt. „Oasis und all die anderen Britpop-Bands wollen doch nur noch Stars sein. Außerdem sollte eine Band, die sich selbst vollmundig als die größte der Welt bezeichnet, deutlich mehr zu bieten haben als ein paar schäbige Beatles-Zitate. Mir ging es niemals allein darum, alte Musik wieder neu aufzukochen.“ Und was denkt er über die Band seines einstigen Kollegen Squire, die Seahorses? Ian lächelt kalt. „Armselig, einfach armselig.“