„Ich hasse Musik! Ich mache sie eigentlich nur, well ich gerne mein eigener Boß bin. Im Ernst, ich mag Ry Cooder, die Dire Straits, Steve Winwood, Police und viele schwarze Musiker aber dann hört’s auch schon auf.“
Was Chris Rea nicht so gerne hört, das schien sich auf unserer Blind Date-Cassette ein trautes Stelldichein zu geben. Und obwohl Chris betont, daß er oft und viel Musik im Radio hört, wußte er mit den ausgewählten Songs ziemlich wenig anzufangen. „Ich weiß überhaupt nicht, was in diesem Jahr musikalisch passiert ist. Ich bin momentan völlig out.“
Die Tournee mit Saga, zahlreiche Fernsehauftritte und die Aufnahmen zu seiner neuen LP hatten ihm zuletzt wenig Zeit gelassen. Viel verpaßt habe er dabei wohl nicht, wenn alle Veröffentlichungen so seien wie die auf unserer Cassette, resümiert er nach einer Stunde Arbeit bei Kölsch und Schnäpsen in der Bar des Kölner Interconti.
David Gilmour: „Blue Light“
„Kenne ich nicht. David Gilmour, wirklich? Oh, mein Gott! Die Bläser klingen toll, sehr fest und nach vorne heraus. Der Titel ist anders als die Sachen von seiner ersten Solo-LP, die ich sehr gerne höre.
Na ja, der Song ist insgesamt nicht übel, aber die Bläser sind bei weitem das Beste. Mich wundert nur, daß kaum Gitarren zu hören sind; dabei ist Gilmour doch ein versierter Gitarrist. Hier stehen ja fast nur Bläser im Vordergrund!“
Joe Jackson: „Cha Cha Loco“
„Fängt mit einem netten Riff an. Erst dachte ich, es könnte Santana sein, denn die Percussion ist exzellent. Und inzwischen klingt auch der Rest immer mehr nach Santana. Nur der Gesang gefällt mir nicht.
Wäre es nicht einfacher, wenn du mir die Liste mit den Namen der Gruppe geben würdest?!
Soso, das ist also Joe Jackson. Manchmal mag ich seine Songs, aber meist ist mir zuviel von allem in die Musik gepackt. Und ‚Cha Cha Loco‘ ist obendrein von Santana abgeguckt.
Jetzt gefällt mir der Song, er ist nämlich vorbei.“
Billy Rankin: „Baby Come Back“
„O nein, was ist denn das? Mein Gott! Der hat sich wohl gerade eine Drum-Machine gekauft. Und sowas kann ich einfach nicht mehr hören. Fast jeder macht das jetzt so, aber da ist kein Feeling drin. Ich hasse den Song. Billy Rankin? Noch nie von dem gehört.“
Scritti Politti: „Wood Beez“
„Davon bin ich absolut nicht beeindruckt. Ist das wirklich Scritti Politti? Unglaublich. So was spielen die? Von denen wurde in der englischen Presse soviel geschrieben und dann machen die so eine Musik! Die müssen immerhin einen guten Manager haben.“
Wang Chung: „Dance Hall Days“
„Klarer Fall: Wang Chung. Bekomme ich fürs Erraten noch ein Bier? Ich bin froh, daß Wang Chung jetzt endlich einen Hit hat. Ich kenne die Band schon lange, mochte sie schon immer und habe sie vor drei Jahren einmal gesehen. Jack Hues ist ein großartiger Songschreiber, er hat wunderbare Songs geschrieben. Und ‚Dance Hall Days‘ ist sicherlich einer seiner besten. Der Song ist einfach, aber geschickt arrangiert. Das ist ein großer Hit in Amerika – und bestimmt bald auch in England.“
Talk Talk: „It’s My Life“
„Die Stimme habe ich doch schon einmal gehört! Das ist auf alle Fälle jemand, der Roxy Music sehr gern mag. Ist das vielleicht sogar Roxy Music selbst? Ich mag den Song nicht, klingt furchtbar. Wird vielleicht aber trotzdem ein Hit.“
Simple Minds: „Up On The Cat Walk“
„Gefällt mir auch nicht. Tut mir leid, ich würde ja gerne sagen, wie sehr ich all die Songs mag, aber das geht beim besten Willen nicht. Und dieser Titel ist einfach Mist. Ich mag die Simple Minds auch nicht. Waren meine Vorgänger bei den Blind Dates eigentlich auch so kritisch?“
Roger Daltrey: „Walking In My Sleep“
„Ein brauchbarer Song, ein gutes Saxophon. Das ist schon besser als die vorigen Titel. Das sage ich nicht nur, weil der Song von Roger Daltrey stammt. Schließlich klingt es überhaupt nicht nach Roger Daltrey. Und für ihn ist der Song eigentlich etwas enttäuschend.“
Huey Lewis: „I Want A New Drug“
„Huey Lewis? Habe noch nie von ihm gehört. Ist er Engländer oder Amerikaner? Nicht schlecht, die Gitarre klingt gut. Mehr aber auch nicht.“
Carmel: „More More More“
„Das ist der beste Song auf der Cassette. Nur der Baß sollte etwas stärker kommen, dann würde die Nummer ein Hit werden. Ich habe allerdings keine Idee, von wem ,More More More‘ stammt. Die Pointer Sisters sind es bestimmt nicht.“
