Cinematic Orchestra: Kino ist das Größte!


Cinematic Orchestra: Wenn uns das Kino bewegte Bilder liefert, dann

muss das kinematische Orchester wohl für die dazugehörigen akustischen Illusionen zuständig sein, Musik, die dramaturgische Fieberkurven nachzuzeichnen weiß. Tatsächlich vertonte Jason Swinscoe mit seinem siebenköpfigen Ensemble vor zwei Jahren den Stummfilm „The Man with The Movie Camera“ live im Rahmen eines Filmfestivals in Porto. Der Applaus der 3.000 Zuschauer mag den Londoner, dessen musikalische Sozialisation einst in Hardcore-Bands und als House-DJ begann, darin bestätigt haben, dass er am Schneidetisch im Kopf ein perfekter Manipulator ist. „Ich bin schon lange fasziniert von den Soundtracks von Isaac Hayes und Lab Schifrin“, so der Mitarbeiter des Londoner NinjaTune-Labels. “ Für dos Orchestra habe ich mir ausgebildete Jazzmusiker gesucht. Als musikalischer Laie gebe ich die Anfangs-Idee vor, spiele zum Beispiel in den ersten zehn Minuten einer Jam-Session ein Sample ein, das dann später entfernt wird und nur noch als eine Art Metronom dient.“

Besonders gut zur Geltung kommt Swinscoes atmosphärische Fleißarbeit, wenn, wie auf dem Opener „AllThat You Give“ des neuen Albums „Everyday“, eine starke Gospelstimrne das filigrane Soundgeflecht kontrastiert und die künstlich geschaffenen Räume mit emotionaler Wucht ausfüllt. Mit der Soul-Legende Fontella Bass. neben Roots Manuva die prägende Stimme der LP, hat Swinscoe den theoretischen Bogen von der schwarzen Kirche zum elektronischen Dancefloor geschlossen. Werden wir demnächst also auch die fantastischen Stimmen von Ann Peebles, Shirley Brown oder Denise Lasalle auf einer englischen Nu-Jazz-Scheibe entdecken? Swinscoe hat da zumindest einige Wunschbilder wachgerufen.

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