„Geh die richtige Straße in Sin City runter und alles ist möglich“, heißt es am Anfang der Comic-Verfilmung „Sin City“. Das gleiche gilt für das Internet: In einigen der weniger frequentierten Ecken des World Wide Web kann man alles bekommen Abseits der hell erleuchteten Datenautobahnen haben zwielichtige Gestalten ihr kleines Reich geschaffen, in dem sie geduldig auf Aufträge warten. Wer sich ein kleines bißchen für Musik interessiert, wird im Netz früher oder später auf die dubiosen Gestalten treffen, die so vertraut klingende Namen tragen und deren Bekanntschaft Gold wert sein kann. „Wenn Sie direkt mit Liam sprechen wollen, dann erreichen Sie uns unter: 01444415337, heißt es beispielsweise auf www.liam gallagher.com. Die Aufforderung ist durchaus ernst gemeint. Liam Gallagher leitet eine Baufirma und ist Spezialist für das Decken von Dächern, das Einpassen von Küchen und den Anbau von Wintergärten.
Wer weniger bodenständige Bedürfnisse hat und nach „Marketing Solutions“ sucht, die „die Sinne mit Audio, Video und Interaktivität stimulieren“, der ist auch wenn das reichlich absurd klingen mag – bei Don Johnson am besten aufgehoben. „Wir warten auf ihren Anruf, heißt es bei www.donjohnson.com und wer die spärliche Liste der „Clients“ (Kunden) begutachtet, wird feststellen, daß das Warten auf Anrufe derzeit mitgroßer Wahrscheinlichkeit die Hauptbeschäftigung von Don Johnson ist.
Besser im Geschäft ist zweifelsohne Rick Rubin. Wer es nicht lassen kann, dem glatzköpfigen Kalifornier per Email zu american recordings zu gratulieren, wird keine Antwort bekommen. Rick ist Visual-Effects-Designer und nutzt www.rick-rubin .com, um seine Fähigkeiten anzupreisen. Auch Michael Jackson hat – auf seine Art – künstlerisches Talent. Der „Bob Ross der Tiermalerei“ (me) verkauft über www.michael-jackson.co.uk seine hyperrealistischen Tier-Gemälde, die per Scheck oder Überweisung bezahlt werden können. „Wenn Sie an einem Punkt angekommen sind, an dem sie den Streß in ihrem Leben nicht mehr alleine bewältigen können, sind sie am richtigen Ort“ so begrüßt Robert Smith die Besucher von www.robert smith.com. Bei seinen Workshops in Oklahoma bringt der ordentlich frisierte „Stießexperte“ Smith den Kursteilnehmern bei, „den Streß zu überlisten „.
Da Chris Martin „zuallererst Christ“ ist, sollte man ihm verzeihen, daß die Songs, die er auf seiner Website www.chrismartin.com zum Download anbietet, meist grauenvolle, überladene Classic-Rock-Instrumentals sind, die esoterische Titel tragen.
Ebenfalls leidenschaftlicher Christ ist Jim Hendrix, der bis 1947 bei den Brooklyn Dodgers Baseball spielte, bevor er sein Trikot mit einer Priesterkutte tauschte. Einige seiner besten Predigten finden sich als MPj-Files unter www.jimhendrix.com. Christliches Gedankengut verbreitet auch „der Henley, der kaum talentiert genug ist, ein Lied zu singen“ unter www. don-henley.com. Beim Aufruf der Seite ertönt schauriges Heim-Keyboard-Gedudel. Sein Namensvetter (www.donhenlev-com) hat bereits Klage eingereicht.
