CONOR OBERST


So ruhig ist ’s selten: Conor Oberst weiß, wie er die Indie-Folk-Crowd in den Bann zieht.

Irgendwie ist ihm die Stille nicht ganz geheuer. „You guys are so polite. It’s like a fucking library in here“, murmelt Conor Oberst zur Hälfte des Sets fast verlegen ins Mikrofon. Recht hat er: Das gediegen-imposante Ambiente der bestuhlten Alten Kongresshalle trägt wohl sein Quäntchen bei, aber vor allem ist es Obersts Aura höchstselbst und sein Ruf als vielleicht wichtigster Songwriter seiner Generation, der sein Publikum derart hypnotisiert, dass hier weder geraunt noch geräuspert wird. Er weiß aber auch zu gut, wie er die Leute kriegt: Mit „The Big Picture“ vom legendären LIFTED-Album und dem so simplen wie zuckersüßen Liebeslied „First Day Of My Life“ drückt Oberst gleich am Anfang die richtigen Knöpfe. Was folgt, ist das, was sich wohl viele Fans von diesem Abend erhofft haben: Eine Art Akustik-Best-of des bisherigen Oberst-Werks, viele Songs von Bright Eyes, einige von Conor Oberst & The Mystic Valley Band und jüngere Solosachen, auch was von der Monsters-Of-Folk-Platte ist dabei. Unterstützt wird er meist nur von Ben Brodin, einem befreundeten Musiker aus Omaha, der diverse Instrumente übernimmt und auch mal das Xylofon mit einer Art singenden Säge bearbeitet. Und erstaunlicherweise kommen auch immer wieder First Aid Kit auf die Bühne, das schwedische Duo, das schon das Vorprogramm bestritt und sein letztes Album mit Unterstützung von Mike Mogis und Oberst in Omaha aufgenommen hat. Optisch bieten die Schwestern Johanna und Klara Söderberg in ihren rot-glänzenden Show-Minikleidern einen angenehmen Kontrast zum inzwischen hippiemäßig verwuschelten Oberst, stimmlich passen die drei äußerst gut zusammen, sei es beim Bright-Eyes-Song „Make A Plan To Love Me“ oder als Folk-Monster in Vertretung bei „Map Of The World“. Bleibt noch zu erwähnen, dass Conor Oberst auch ein paar neue Lieder gespielt hat an diesem Abend. Alle ruhig, mal an Lambchop, mal an 70er-Jahre-Folk erinnernd. „Kick“ etwa, eine Ballade, die er dem Nachwuchs des amerikanischen Adels widmet, den vermeintlich traurigen Sprossen großer Dynastien mit Helikopter und bereits vorhandener Grabstätte in Hyannisport. Frenetisch bejubelt wird Conor Oberst aber vor allem für die Bright-Eyes-Klassiker von LIFTED oder I’M WIDE AWAKE IT’S MORNING. In den Songpausen, versteht sich. Während er singt: Stille.