Crosby & Nash – Nie wieder Supergroup!


Kurz aber erfolgreich war der Deutschlandbesuch von Crosby & Nash. München, Offenbach und Heidelberg hießen die drei Stationen ihrer Konzertreise.

David Crosby und Graham Nash waren zufrieden: mit dem Publikum und mit sich selbst…

Die beiden zeigten sich von ihrer besten Seite und verbreiteten überall gute Laune. Der breite David Crosby, immer grinsend, immer fröhlich und der beinahe schmächtige Graham Nash verzichteten bei ihren Auftritten auf Baß und Schlagzeug. Nur zwei Musiker begleiteten sie: David Lindley (Gitarre, Violine) und Craig „Degree“Doerge (Piano, Orgel). Eingerahmt von rund einem Dutzend Akustik-Gitarren, saßen Crosby und Nash ungezwungen auf der Bühne, unterhielten sich, antworteten auf Zwischenrufe aus dem Publikum und sorgten mit alten und neuen Songs für Hochstimmung.

„Wir wollen die Leute in die Show miteinbeziehen,“ meinte Graham Nash nach dem Auftritt in München.“ Das Publikum gehört einfach dazu.

Stimmung auch ohne Baß und Drums

Die Musiker hatten sich in der Garderobe des Circus Krone versammelt und diskutierten über das Konzert. „Das Publikum hier ist einfach umwertend“, schwärmt David Crosby zwischen zwei Bissen Käse-Semmel mit Weißwurstsenf. „Die Leute kennen ja einfach alle Songs! Und auf die Texte haben sie mit einem enormen Feeling reagiert. Sogar „King Of The Mountain“, das bisher noch nicht auf Platte veröffentlicht wurde, haben sie wunderbar aufgenommen.“ „Wenn wir mit einem Leadgitarristen und einer ganzen Rhythmus-Gruppe auftreten, kommt natürlich jeder Saal zum Kochen,“ warf Graham ein. „Aber im kleineren Rahmen, nur mit Akustik-Gitarren, können wir uns natürlich besser verständlich machen. Das hat sich jetzt bei unserem Konzerten in Europa wieder bewährt. Als wir zum Schluß eines jeden Auftrittes „Teach Your Children“ spielten, sangen alle mit – und nach dem Schlußakkord sangen sie, noch weiter.“ Obwohl der Gesamteindruck von Crosby und Nash durch das Fehlen von Baß und Schlagzeug (was sicher auch terminliche und finanzielle Gründe hatte) bei rhythmisch betonten Stücken doch etwas geschwächt wurde, schien sich niemand im Publikum sonderlich daran zu stören. Denn Craig Doerge und David Lindley, die auch schon bei den Aufzeichnungen das neuen Crosby & Nash-Albums „Whistling Down The Wire“ mit von der Partie waren, leisteten gute Arbeit; Craig speziell am Piano.

„In Zukunft werden wir auch wieder Konzerte mit Rhythmus-Gruppe geben,“ versprach David. „Aber natürlich möchten wir zwischendurch auch wieder einige Sachen Im Alleingang verwirklichen.“ Crosby leugnet nicht, daß solche Solo-Projekte letztenendes auch aus finanziellem Interesse entstehen. „Damit kann man gute Geschäfte machen, was auch zwei gute Bekannte von uns bestätigen werden…‘

„Neil Young ist der Größte“

Crosby, Stills, Nash & Young waren das erste Beispiel eines Kollektivs von Supermusikern ohne feste vertragliche Bindung. „Erst waren wir nur zu dritt,“ erklärte Graham Nash, „dann kam der große Augenblick mit Neil Young in Woodstock und die LP-Produktion als Crosby, Stills, Nash & Young – bis wir später wieder unseren verschiedenen Solo-Plänen nachgingen.“ „Neil Young ist der Größte“, gesteht David Crosby, „zumindest in Amerika. Mit seinen vielen Plattenveröffentlichungen hat er mehr Erfolg als wir anderen drei zusammen.“ Trotz all der Solo-Projekte gab es bei uns immer neue – austauschbare – Verbindungen,“ bemerk! Gaham Nash. „David und ich haben in letzter Zeit auch mit James Taylor, Joni Mitchell und sogar mit Elton John gespielt. Wenn wir nun wieder als Crosby & Nash auf Tournee gehen oder wenn ein gemeinsames Album von Stills und Young erscheint, dann glauben unsere Anhänger gleich, wir vier würden uns niemals wieder zusammentun.“

Crosby & Nash die Spätzünder

Immerhin warten die Fans der Vier schon lange vergeblich auf eine neue Gemeinschaftsproduktion. Das Hin und Her mit dem geplanten Zusammentreffen und die Zeit, die für die Vorbereitung einer gemeinsamen LP draufging, ist laut Crosby & Nash auch der Grund, warum die zwei als Duo erst jetzt so richtig in Fahrt kommen.

„Dieses großartige C, S, N & Y-Album wird leider niemals erscheinen,“ meint Graham, „obwohl wir sogar schon gemeinsame Fotos für die Plattenhülle gemacht haben.“ David betont jedoch: „Allerdings werden wir niemals zusammenauftreten, um unser Image als Supergruppe aufzurichten.“ Von Wiedervereinigung im Stil des 74er „Jahrhundertkonzerts“ im Londoner Wembley Pool hat er die Nase voll. „Das ist mir einfach eine Nummer zu groß. Wenn das unsere „Größe“ ausmacht, dann möchte ich nicht so groß sein. Ich will nie wieder in Hallen spielen, in denen kaum noch Kontakt zum Publikum Zustandekommen kann. Wenn es keine andere Möglichkeit für ein neues Zusammentreffen gibt, dann gehen Crosby, Stills, Nash & Young nie wieder gemeinsam auf die Bühne!“

„David und ich arbeiten jetzt schon seit acht Jahren zusammen,“ sagt Graham,“… und David:“ Wir können uns gar keine bessere Kombination vorstellen!“