Curt Cress – Drums für die Welt


Für einen Trommler ist er ein ungewöhnlich ausgeglichener Typ. Bei Gemeinheiten wie "In meiner Band spielen fünf Musiker und ein Schlagzeuger" aber wird Curt Cress fuchsig. Zu Recht, hat er doch auf seiner jüngsten Solo-LP SING weit mehr als nur getrommelt.

Ich werde sauer, wenn die Kritiker SING eine reine Schlagzeuger-Platte nennen. Ich mache Musik für jedermann, der sich wenigstens noch hinsetzt und zuhört. „Nichts für Vorbei-Hörer also, dieses nach AVANTI zweite Solowerk des einzigen deutschen Trommlers, der mit Superstars wie Freddie Mercury. Falco, Gianna Nannini, Saga oder Rick Springfield Platten aufnehmen konnte und dessen Schlagzeugspiel inzwischen auf mehr als drei Dutzend heimischer Produktionen zu hören ist.

SING heißt aber nicht, daß Curt jetzt zum Mikro greift: „Ich bin ein hundsmiserabler Sänger. „Der Titel geht zurück auf die erste Drum-Swing-Platte SING, SING, SING von Gene Krupa.

Ende der Parallele, denn Cress („ich kann gar keinen Swing spielen“) hat für SING neun Titel komponiert, die eher nach Filmmusik klingen. „Ich habe alle Melodien zuerst wie Film-Einstellungen im Kopf gehabt und sie dann von den Drums über MIDI direkt in die Keyboards einprogrammiert. Ich wollte eine Pink Floyd-Atmosphäre von den Drums aus erzeugen“. Geholfen haben ihm dabei alte Freunde: Stanley Clarke, Reinhold Heil, Udo Arndt (Produktion) und Falco, der bei einem Titel singt. Damit revanchierte sich der Österreicher für den Titel „Nothing Sweeter Than Arabia“, den Cress für die LP FALCO 3 komponiert hatte.

Nachdem sich das erste Solo-Album AVANTI —- noch eher eine reine Leistungsschau auf 300 Trommeln — wider Erwarten mit mehr als 50 000 Stück für eine Trommler-Platte verkauft hat, waren für SING Produktionskosten kein Thema mehr. Die Songs wurden in Studios zwischen L. A., Rio, Wien und München —- Wohnort von Curt Cress – aufgenommen und zeigen, daß modernste Drum-To-MIDI-Technologie nicht unbedingt technisch-kalt klingen muß. Für Hobby-Trommler ist allemal genug Übungsfutter zu hören, wenngleich Curt nicht plant, ein Notenheft zur Platte zu drucken. Mit geschriebener Musik hat er sowieso nichts mehr am Hut: „Bevor ich nach Noten spiele, wächst mir ein zweites Arschloch“.