Der Star des Abends sieht aus, wie man sich Elvis in diesem Alter gewünscht hätte: graue Tolle, ein cooler Spruch aufs 50s-Hemd gestickt („Anything Else Is Rubbish“) und eine messerscharfe Performance. David Byrne, 57, fühlt sich sichtlich wohl auf dem großen Parkett der Radio City Music Hall in Manhattan. Im einst größten Theaterbau der Welt stimmt der Ex-Talking-Head jene drei Songs an, die er im Lauf der Jahre für die Aidshilfe-Compilation-Serieder Red Hot Organisation aufgenommen hat. Höhepunkt: „Dreamworld: Marco De Canavesems“, ein Bossa, den Byrne mit Bon Iver im Duett singt, begleitet von einer Backingband aus Mitgliedern von The National und fünf Percussionisten. Byrne war der Erste, der einst ein Stück tür die Aidshilfe-Organisation spendierte, wie „Red Hot“-Gründcr John Carlin in der Einführung erklärte. Vor 20 Jahren wurde die Organisation in New York gegründet, seither verstehen es die Macher, die Creme der US-Rockszene für die Mitwirkung an ihrer Benefizplatten-Rcihe zu gewinnen. Der Unterschied zu anderen Charity-Compilations: Die Musiker stellen meist Neukompositionen und exklusive Covers zur Verfügung, anstatt ihren Backkatalog zu plündern. Eine gute Gelegenheit auch für Kollaborationen. Dementsprechend das Geschehen auf der Bühne. Statt einer Abfolge getrennter Einzelauftritte fließt ein Line-up ins andere über, was den gemeinschaftlichen Charakter der guten Sache unterstreicht. Nur Dave Siiek von TV ün The Radio gibt mit dem Troggs-Cover “ A Girl Like You“ den Solo-Electro-Crooncr – wohl aus Respekt vor den stimmlichen Qualitäten des restlichen Linc-ups; totzdem sehr charmant. Nach dreieinhalb Stunden das All-Stars-Finale, bestehend aus den Dessner-Brüdern von The National, die auch die Produktion des neuen Red-Hot-Albums DARK WAS THE NICHT besorgten, des Weiteren die darauf vertretenen Feist, Bon Iver, St. Vincent, My Brightest Diamond und die Retro-Soul-Göttin Sharon Jones. Letztere hat zuvor mit ihren Tab-Kings eine an James Brown gemahnende Show auf die Bretter gezaubert, die den Entertainment-Tempel in Midtown kurzzeitig in das legendäre Apollo Theater in Harlem verwandelte. Am Ende ein gemeinsames „This Land Is Your Land“ von Folk-Gründervater Woodie Guthrie als Gruß an einen anderen Großen des Genres, Pete Sceger, der zeitgleich nebenan im Madison Square Garden mit Bruce Springsteen und Fans seinen 90er feiert. Was tür eine Konzertnacht in NYC.