Das Gehirn


Liebes Gehirn,

stimmt es, dass Simon & Garfunkel wegen „Scarborough Fair“ juristisch belangt wurden? Meines Erachtens ist das doch ein englisches Traditional, das keinem Copyright untersteht.

Frank Schubert (per E-Mail)

Lieber Frank,

„Scarborough Fair“ geht auf die schottische Ballade „The Elfin Knight“ um 1650 zurück. Die englische Stadt Scarborough war seit dem Mittelalter Treffpunkt für Kaufleute, über lange Zeit fand ab August eine 45-tägige Handelsmesse dort statt. Seit dem 19. Jahrhundert ersetzt ein Musikfestival im September die Messe. Paul Simon hörte „Scarborough Fair“ 1965. Martin Carthy, ein Folksänger und Mandolinenspieler, der die Melodie in einem Songbook von Ewan MacColl und Peggy Seeger fand, die es aus Cecil Sharps „One Hundred English Folk Songs“ aus dem Jahre 1916 hatten, spielte das von ihm umarrangierte Traditional in einem Londoner Club. In New York verquickten Simon & Garfunkel das Gehörte mit „Canticle“, einer modifizierten Version von Simons „The Side Of The Hill“ von 1963 mit Antikriegsversen. „Scarborough Fair/Canticle“ wurde 1966 zum Key Track von der dritten LP Parsley, Sage, Rosemary And Thyme. Als Autoren fungierten Simon & Garfunkel. Carthy Frfühlte sich übergangen. Mit dem Soundtrack zu „Die Reifeprüfung“ erschien der Song 1968 auch als Single. Beendet wurde die jahrzehntelange Fehde, bei der es auch um Tantiemen ging, erst 2000, als Simon mit Carthy nach Aussprache bei einem Konzert in London „Scarborough Fair“ im Duett sang.

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