Das passiert uns nicht noch einmal


Fehler macht jeder, schon gar als Anfänger. Aber zumindest können solche Fehler den nachfolgenden Bands und Künstlern eine Lehre sein. Es folgen hier also: zehn Regeln, die vor und bei Aufnahme eines Debütalbunis beachtet werden sollten.

1. Suche dir einen vernünftigen Produzenten! Wenn du in einer dauerberauschten, muskelbepackten Kaspertruppe aus LA spielst, die zwar eine wilde Vision von Jazzfunk für Punkrocker parat hat, aber zu viel Energie in das Verfassen von Pennälertexcen, das nackte Ausführen von Penissocken und sonst manchem Unsinn investiert, liegt der Fall besonders schwer: Dann suchst du nämlich eigentlich einen Papi. Den hatten die Red Hot Chili Peppers bei ihrem ziemlich vergeigten, namenlosen Debüt in dem Produzenten Andy Gill ganz sicher nicht gefunden. Und auch George Clinton (produzierte FRE-AKY STYLEY) sollte nicht der richtige sein- sondern, erst, mal wieder: Rick Rubin. 2. Sei du selbst! … und nicht etwa eine jugendliche Kopie von Anthony Newley. Der war ein in England bekannter Revue-Sänger, der es in feinstem Cockney lustig knacken ließ -und David Bowie jener manigfaltig talentierte Bube, deT auf davip bowie (dem Deram-Debüt)aufNewleys Spuren den ironischen Folkpop-Schlagersängergab. Nur leidlich komisch, noch weniger erfolgreich. Ups, und was jetzt… ?

3. Wenn du einen Dickkopf hast, setze ihn durch! Sonst ergeht es dir wie Robert Smith. Der lernte bei den Aufnahmen zu three ] M agin ary boys, wie man es nicht macht: sich ins Studio von The Jam einschleusen, durch die Nacht scheuchen und seinen Mitstreitern die Leine zu lang lassen. Postpunkrock sollte bis auf drei, vier charmante Glücksfallen ohnehin nicht das Ding von The Cure sein. Ab 17 SECON DS, der stoischen Antwortauf das verholperte Debüt, ließ sich Smith nicht mehr reinquatschen.

4. Suche dir einen besseren Sänger! Zumindest wenn der deiner Band Chuck Mosley heißt und so viel Punkenergie, aber so wenigTalent in ihm steckt, daß einem nichts anderes übrigbleibt, als sein eher farbloses Gebrüll mit Männerchören und Synthieriffs aufzumotzen. Vorder Aufnahme zu we CARE A LOT hätten sich Faith No Morealso lieber erst einmal um einen neuen Sänger kümmern sollen. (Einen wie Mike Patton findet man allerdings auch nicht alle Tage. Und vor allem wird dir einer wie Mike Patton früher oder später alle Show stehlen. Überleg dir das also gut…!)

5. Übernimm dich nicht! Freilich ist das eine stolze Leistung, wenn du schon auf deinem Debütalbum vermelden kannst, daß du alle ca. 23 Instrumente selbst gespielt hast (Fingerschnipsen, Händeklatschen usw. inbegriffen). Doch wenn man schon beim Debüt alles alleine macht, vergißt man mangels Routine schnell mal et was—zum Beispiel: gute Songs schreiben. Prince holte das nach FOR YOU allerdings bald nach.

6. Wenn der aktuelle Trend nicht deiner ist: Lall‘ ihn sausen! DerBritpop-Raveaus „Madehester“ lag in den letzten Zügen und Produzent Stephen Street und diese junge Band aus Colchester unter seinen Fittichen wollten schnell noch mittanzen. Schönen Dank auch: LEISURE könnte fast schon als die beste Platte von eher eingetrübten Tassen wie den Soup Dragons oder The Farm durchgehen – dabei wollten Blur doch sowieso viel lieber die neuen XTC, Kinks, Beatles werden. … Wurden sie dann ja auch.

7. Schmeiß 1 den Songschreiber raus (wenn du einen zweiten, besseren in der 8and hast)! Klar hat das muntere Gepiepse von SPEAK AND SPELLseine Ohrwurm-Qualitäten. Doch wäre Vince Clark noch länger Kopf von Depeche Mode geblieben, wären die Buben aus Essex auch eine Synthiepopband unter vielen geblieben – so wie: Erasure.

8. Versuche dich besser erstmal an landesüblichen Gepflogenheiten zu orientieren! Das galt für Bush sowieso, aber auch für Radiohead: Die freuten sich zwar ein Loch in den Bauch, für PABLO HON EY ein Bostoner Produzenten-Duo gestellt zu bekommen , welches auch schon Dinosaur ] r. und die Pixies bearbeiten durfte – nur waren Radiohead eben eine zutiefst britische Band. Erst als bei ihnen der Grunge seinen Hut nahm, kamen die wahren, wahrhaftigen Radiohead ans Licht.

9. Singe nur in Sprachen, die du gut beherrscht! Es wird hier niemand behaupten, Sven Regener könne kein Englisch. Und deutsch singen, das ging Mitte der 8oer in Berlin eben auch nicht so einfach. Aber trotzdem war und ist es ein eher zweischneidiges Vergnügen, Element Of Crimeauf BAS1CAI.LY SAD dabei zu beobachten, wie sie unbedingt ein Biegen und ein Brechen ist das – eine angloameri kanische Kapelle sein wollen.

10. Sei nicht so jung! Klar ist das toll, wenn man schon als Zwölfjähriger aller Welt zeigen darf, wie toll man singen kann und Schlagzeug spielen und überhaupt. Aber mit einer Platte wie the jazz soul of little stevie schafft es ein später für eine knappe Dekade eher „Big Stevie“ zu nennender Stevie Wonder dann eben auch nicht in solche schönen Debüt-Bestenlisten. Und das ist doch wirklich schade.