Dave Grohl – The Fight Club


Dave Grohl kämpft um die Liebe seiner Kollegen. Die Foo Fighters über Bedürfnisse und das Business.

Eigentlich war der Frontmann der Foo Fighters bereits abgemeldet. „Du, der Dave hat sich hingelegt, der wird nicht mitmachen beim Interview“, erklärt ein Plattenfirmenmensch etwas ratlos. Nach zwanzig Dave Grohl-losen Gesprächsminuten schneit der Sänger, Gitarrist und Ex-Nirvana-Drumrner plötzlich doch noch rein – und verblüfft Schlagzeuger Taylor Hawkins und Gitarrist Chris Shiflett mit seinen schlaftrunkenen Ansichten. „Also mit dieser Band ist das so, wie wenn du eine Beziehung mit einer Frau hast. Oft ist es okay und angenehm, aber es ist nicht Liebe. Diese Art von Beziehung zerbricht zwangsläufig nach einer gewissen Zeit. So war das auch mit Franz Stahl, unserem bisherigen Gitarristen oder mit dessen Vorgänger Pat Smears. Das Gefühl der Liebe also…“ Zwischenruf Hawkins: „Was zum Teufel erzählst du hier eigentlich, geh besser wieder ins Bett.“ – „… man kann das vergleichen, Taylor. Ich finde, wenn ich mit dir und mit Nate (Bassist Nate Mandel) zusammen bin, dann gibt mir das die gleiche Erfüllung, wie wenn ich mit einer Frau zusammen bin, die ich liebe. Ich weiß, das zwischen uns ist mehr als nur Freundschaft.“ Rührung allenthalben, besoffene oder jetlagbedingt verpennte Menschen sprechen bekanntlich immer die Wahrheit. Man mag sich nun vorstellen, welch idyllischer Hort der hippiemäßigen Harmonie Grohls neues Four-Bedroom-Haus in Virginia gewesen sein muß, wo die Band (Shiflett stieß erst nach den Aufnahmen dazu) zusammen mit Adam Kasper das neue Album „Nothing Left To Lose“ produziert hat. „Wir haben meist bis Mittag geschlafen, sind dann frühstücken gegangen und haben anschließend ein paar Runden Basketball gespielt“, erinnert sich Hawkins, der 1997 den Original-Drummer William Goldsmith ersetzte. Eile mit Weile, aber durchaus mit Hintergrund: Zum Zeitpunkt der Arbeit am dritten Foo-Werk stand die Band ohne Plattenvertrag da. Ermöglicht durch eine sogenannte „Key Man“-Klausel hatten sie bei Capitol kündigen können, nachdem Company-Boss (und jetziger FF-Manager) Gary Gersh dort ausgeschieden war. Dann schrieben sie zunächst in aller Ruhe die neuen Songs und kümmerten sich erst um ein neues Label, als „Nothing Left To Lose“ komplett im Kasten war. „Soviel Freiheit hatte ich noch nie“, schwärmt ein inzwischen etwas wacherer Dave Grohl, „ein kreativer Entstehungsprozess, komplett ohne Plattenfirma, ist etwas Wunderbares.“ Vielleicht Hingt das Album ja auch deshalb gewagter und spannender als die bisherigen Alben des Jetzt-Wieder-Quartetts. Wenn auch nicht mehr so punkig wie 1995, als sie mit „Monkey Wrench“ einen Riesenhit hatten. Die Kids unter den Fans, die „den spontanen Schlag ins Gesicht mögen“, wie Grohl es nennt, werden sie nun endgültig verlieren. Aber die Fighters klingen auch nicht mehr so glattpoliert wie vor zwei Jahren auf „The Colour & The Shape“. „Dave ist der einzige Mensch, den ich kenne, der hübsche, melodische und schräge Tunes schreiben kann, die sich nicht anhören wie von den Beatles„, sagt Flawkins. Gelegentlich schweift man ab und läßt dramatische oder psychedelische Momente zu, „weil wir manchmal das Bedürfnis haben, wie Queen oder Pink Floyd zu klingen, aber wirklich nur manchmal“.