Der einsame Adler


Just another boring old fart from L.A.???l Nein! Don Henley, Alt-Adler, gebürtiger Texaner, Farmersohn, ehemals Shiloh-I und Linda Ronstadt-Musiker, Schlagzeuger! und „main songwriter“ der Eagles, ist allesi andere als ein saturierter Berufsjugendlicher, [ alles andere als ein schimmliger Pseudo-Out-I law, alles andere als ein sonnengebräunter, Koks schnüffelnder Westcoast-Rockstar.

Henley – adrett bis unauffällig gekleidet,! schlank, ruhig, schüchtern, fast spröde – hatl eine angenehme Sprechstimme. Sehr artikuliert äußert er sich zu einer Vielzahl von The-I men: die Wiederwahl Reagans, amerikanische! Außenpolitik, Literatur, der Niedergang ameri-[ kanischer Kleinfarmer, sein Verhältnis zu Glennl Frey, die Tischgespräche zwischen Jackson Browne. Nicaraguas Präsident Daniel Ortegal und ihm, seine Haustiere, seine Lebensgewohnheiten… Er verkörpert —das Klischee des gebildeten Amerikaners, dessen Horizont über die Theke von MacDonalds weit hinausgeht.

Nach dem für ihn „jähen Ende“ der Eagles, die mit makellosem Harmonie-Gesang undl computergestimmten Hochglanz-Gitarren 300 Millionen Dollar umsetzten, verfiel der sensible) Henley in Agonie. Erst mit Hilfe seines neuen Gitarren-Freundes und Songwriting-Partners Danny Kortchmar konnte er sich nach zwei Jahren zu einer Solokarriere aufraffen. „Dennoch“, so sagt er leicht amüsiert, „das erste Album I CANT STAND STILL war für mich ein Alptraum. Ich brauchte jede Menge… Scotch!“

Obwohl seine Musik nach wie vor im traditionellen Rockbereich angesiedelt ist, verspürt Henley den Willen zur Weiterentwicklung:“ Wir müssen keine Namen nennen, aber viele Freunde von mir sind musikalisch in den Siebzigern stehen geblieben.“

Damit er sich nicht in den Fußangeln der Vergangenheit verfängt, besucht er Konzerte von Paul Young, Thomas Dolby oder den Eurythmics. engagiert junge Musiker wie die Scandal-Sängerin Patty Smyth oder das 16jährige Gitarren-Wunderkind Charlie Sexton oder experimentiert mit dem Toto-Toningenieur Greg Ladanyi.

Doch Henley, der den Fast-Food-Pop und die Image-Schwelgerei des Video-Zeitalters scharf kritisiert, ist beileibe kein Bilderstürmer.,. Was ich sagen will, hat sich eigentlich gar nicht so grundlegend geändert, nur das Wie. „

Auf BUILDING THE PERFECT BEAST. seinem zweiten Solowerk, umgibt er Liebeslieder, Reagan-Polemik, Songs über Gen-Manipulation und Farmer mit seinem leicht modernisierten Westcoast-Rock. Der Mann, der sich zum Songschreiben in seinen „guten deutschen Porsche“ setzt, weil er zuhause kein eigenes Musikzimmer hat, sah bei einer kreativen Rundfahrt einen Cadillac, das „Symbolauto der Bourgeosie“. beklebt mit einem Deadhead-Sticker, „Symbol der Grateful Dead-Fans und ihrer verträumten Sechziger-Hippie-Mentalität. “ Dieses kontrastreiche Bild verquickte Henley mit einer Lovestory über einen älteren Mann und dessen jüngere Freundin, die sommers mit den knackigen Boys rumhängt, winters aber zu ihm zurückkehrt. „Don’t look back“, heißt es in dem amerikanischen Top Ten-Hit „Boys Of Summer“, „you can never look back“.

In den Achtzigern, so will es Henleys Zeitanalyse, sollte man den Idealismus der Sechziger an den Pragmatismus der Siebziger koppeln: „Das Pendel schwingt bestimmt wieder zurück“, sagt der schwerblütige Mann, „die Flitterwochen von Ronald und Nancy können nicht ewig dauern…!“