Der König von Mexico


Sammy Hagar zieht einen Strich unter die Ära Van Haien und streichelt jetzt das eigene Ego.

Geschäftsmann, Womanizer, Familielenvater. Sammy Hagar hat viele Gesichter – und alle strahlen. Vor Glück, Profit oder Lust. Im mexikanischen Cabo St. Luca ist er bekannter als der Papst. Als Inhaber des Cabo Wabo Clubs ist er König: ein Rockstar, der dieser Region Devisen und namhafte Touristen beschert. Slash, Keith Richards, Mick Jagger und Alice Cooper sind Stammkunden im Süden von Playa California. Sie trinken Sammys hauseigenen Tequila, fahren Sammys Mountainbikes oder rocken auf seiner Bühne. „Dieser Club ist mein Hobby, und was den Tequila betrifft, so wollte ich einfach meinen eigenen haben“, erklärt sich der sonnengebräunte Sänger. Und zum Tequila: „Er besteht zu 100 Prozent aus Agavensaft, wird in Holzöfen gebrannt und genau so hergestellt wie in alten Zeiten – es ist richtiger Tequila ohne Zucker, Wasser, Chemikalien und anderen Dreck. Anyway, bei all diesen Dingen geht’s mir nicht ums Geld. Ich habe etwas gefunden, das ich mit meinen Freunden teilen kann. Wenn es ihnen gefällt, macht mich das glücklich. So einfach ist das.“ Nach zehn Jahren und 45 Millionen verkauften Alben beendete Sammy die Ära „Van Hagar“ (wie er sie selbst nennt) vorzeitig. Unzufrieden mit der Entwicklung von Van Haien, den letztjährigen „Greatest Hits“ und dem wachsenden Einfluß von Manager Ray Danniels zog der 49jährige im Juni ’96 einen Schlußstrich: „Am Ende ging es nur noch ums Geld. Momentan existiert Van Haien de facto nicht mehr. Soweit ich weiß, haben sich Alex und Eddie endgültig zerstritten und wollen jetzt ihre eigenen Bands starten. Die beiden Typen sind wirklich völlig durchgeknallt.“

Sammy hingegen reitet seit seinem Ausstieg auf einer Erfolgswelle und übt sich in Genugtuung. Seine Single“Little White Lie“stieg hoch in die Billboard-Charts ein, das Album „Marching To Mars“ steht dem in nichts nach. „Die meisten Musiker verrennen sich in irgendein Image, sie werden kahlköpfig oder setzen Fett an. Zum Beispiel David Lee Roth. Der ist doch mehr daran interessiert, ein Star zu sein als ein Künstler. Und du kannst nun mal kein Star sein, wenn du alt bist. Das gelingt nur coolen Leuten wie Neil Young, Peter Gabriel, Sting oder Sammy Hagar. Ja, Mann, ich bin ein Star! Und weißt du was? Ich fühle mich fantastisch!“ Kommentar überflüssig. Nicht jedoch für Sammy: „Ich möchte jede Stadt und jedes Land auf diesem Planeten bereisen und allen zeigen, daß ich wieder ein Solo-Künstler bin. Dabei geht es nicht ums Geld, sondern um Liebe, Frieden und Glück. Und wenn nur 150 Leute pro Abend kommen – mir ist das egal.“ Der Mann meint es ernst.