Der musikalische Vielfraß


Die Entstehungsgeschichte von monsters and silly songs dramatisch aufzuladen, dem Mythos ein bisschen Futterzu geben -das macht Joakim Bouaziz sichtlich Spaß. Bisher war der 30-jährige Pariser vor allem als DJ, Produzent und Remixer unterwegs, in House-inspirierten Clublandschaften. Sein drittesAlbumhatJoa kirn miteiner Bandeingespielt. Anders als die Vorgänger tic ersushi (1999) und fantömes (2003) hatdas Ergebnis nur noch äußerst wenig wenig mit Dancefloorzu tun. Schuld istein Festplattencrash, derein beinahe fertiges Album unwiederbringlich im Datennirvana verschwinden ließ. „Der Computer hat wirklich mein Album geschluckt. Mittlerweile erzähle ich ganz gerne, dass das zwei Wochen vor Veröffentlichung passiert ist, dass ich eine Band zusammenstellen und sofort eine neue Platte einspielen musste.“ Stimmt aber nicht so ganz: In Wirklichkeithatteersechs Monate Zeit. Die Band gab es auch schon, er wollte seine Songs sowieso live umsetzen können.

„Mich reizt die physische Direktheit. Die Beziehung zum Publikum ist intensiuer. die Unmitteibarte/tgrößer.“ Hatjoakim plötzlich den Reiz der Rock-Pose für sich entdeckt? Nicht, was seine Klangwelten betrifft-dasneue Album wirkt abstrakt und etwas spröde. Vor einerBühnestehen muss man dafür nicht, fürs Sofa erweist sich monsters and silly songs dafür als nachhaltig: eine Platte, die zumindest bei den ersten Durchgängen besseralsGanzesals übereinzelne Hits funktioniert. „Meine Herangehensweise ist uom Kino beeinflusst Ich habeeine Atmosphäre im Kopf, für die ich eine klangliche Entsprechung suche.“ Herausgekommen ist eine stimmungsintensive Fusion von Post- und Krautrock, New Wave, Electronica und klassischem Songwriting. Ab und zu. derTitel lässt’s vermuten, tauchen kindliche, aber clevere Melodien auf und verschwinden ebenso plötzlich wieder.Joa kirn langweiltsich schnell, das hört man. Scott Walker sei sein großer Held,erzählter.abersonst kann ihn kaum ein Genre lange befriedigen. „Ich bin ein musikalischer Vielfraß.“ Sen Output ist dementsprechend. Nicht nur ist er als Remixer und Produzent umtriebig. Er betreibt auch das kleine, eklektizistische Label Tigersushi. Auf dem ist gute Elektronik erschienen, unlängst aber auch das gehypte Debüt der düsteren Disco-Wavervon Poni Hoax. Diewurden ebenfalls vonjoakim produziert. Sein musikalisches Herz ist eben groß. Nachhaltig deprimiert über einen Festplattencrash muss so ein hyperaktiver Kreativer offenbar nicht sein: „Ehrlichgesagtkann ich mich nicht mal mehr an die Songs erinnern. Das Album ist eben verloren.“

>» www.tigersushi.com