Der Vorleser


Tatort Nashville: TV-Kommissar Dominik Raake erzählt die tragische Geschichte von Hank Williams.

Nicht dass der Mann allzu viel von Musik versteht. Und schon gar nicht behauptet er, Näheres über den großen Country-Neuerer Hank Williams Sr. gewusst zu haben. Dominik Raake (44], bekannt als Berliner TV-Tatort-Kommissar, sitzt in der Lobby eines Münchener Nobelhotels und nippt an heißer Schokolade. Sein sonst sorgsam gestutzter Kinnbart verliert sich in dichtem Vier-Tage-Gestrüpp. Gemächlich zieht er an seiner Zigarette, erklärt: „Eine Hörbuchproduktion hatte ich bislang noch nicht gemacht.“ Jetzt aber: „Hank Williams Sr. – Das Leben einer Country-Legende“ (Roof Music) erzählt auf drei CDs genau das. Komplettiert wird das Set durch einen vierten Silberling mit Musik von Williams Sr. selbst, aber auch Interpretationen seiner Songs von u.a. Johnny Cash, Residents und Townes van Zandt, sowie einer Multimedia-Sektion. Das Hörbuch basiert auf Colin Escotts Biografie (Hannibal Verlag. 1996], der bislang besten Geschichte des Mannes, der am Neujahrsmorgen 1953 auf dem Rücksitz seines Cadillac starb. Wie nun ist Williams-Nichtkenner und Hörbuch-Novize Raake in dieses Projekt geraten? „Rüdiger Ludwig von Roof Music, selbst Williams-Fan, sprach mich an.“ Ladwig erhoffte sich laut Raake so eine Art Image-Transfer: „Williams war ein Outlaw, einer, der immer seinen eigenen, etwas abseitigen Weg ging. Scheinbar stehe ich als Schauspieler hierzulande mit einem ähnlichen Image da, so eine Art lonely Stadtcowboy.“ Raake las Escotts Buch und fing Feuer. „In Hanks Musik steckt so viel Kraft und Authentizität. Und auf den Fotos sieht man einen geprügelten Hund, ein schmächtiges Männchen, das immerzu irgendwelche Spuren von Schlägereien im Gesicht hat und dich aus unendlich traurigen Augen anschaut. Raake nimmt sich bei seiner Lesung zurück, beschränkt sich auf einen sachlich-schmucklosen Vortrag und lässt so die dramatische Geschichte für sich selbst sprechen. Nur gelegentliche Einspielungen einzelner Songs unterbrechen die eindringliche, dunkle, ein wenig gespenstische Saga aus einer anderen Epoche. Heute wird Williams von einer jungen Musikergeneration wieder entdeckt. 50 Jahre nach seinem Tod gilt: Hank lebt. Und Dominik Raake hat ihn gesehen. www.hankwilliams.com