Der Wodka ist echt: So war’s bei Money Boy im Berliner Magnet Club


Der Mann, der einst seine Magisterarbeit über Deutschrap schrieb, hat sich zu einem großen Entertainer gemausert.

Eigentlich hätte allein das Warten auf den Boy einen eigenen Bericht verdient: eine knapp 100 Meter lange Schlange; der Merch-Stand ausverkauft, bevor die Vorband überhaupt anfing; Jugendliche, die mit Dollar-Scheinen wedeln und ihr Dosenbier in stilechte Double-Cups umfüllen. Zumindest für seinen sehr loyalen und erstaunlich großen Fankreis ist Money Boy längst mehr als ein One-Hit-Wonder oder Internetphänomen. In seiner swaggy Parallelwelt fühlen sie sich genauso wohl wie er.

„Zu allererst einmal: Ich trage Mantel!“, stellt der Boy eingangs selbstsicher fest. Was darauf folgt, bringt Genie und Wahnsinn so nah zusammen, wie nichts anderes im Deutschrap: „Shrimps mit Reis“, „Shisha“, „Dicke Eier“, „Chicken Man“ – erst live fällt auf, wie viele Hits der Boy tatsächlich hat. Die eigentlichen Highlights sind jedoch M-Beezys im Büttenredenstil vorgetragene Freestyles: „Money Boy ist so cool, ich hol den Frostschutz hervor (Sinnpause von 30 Sekunden, völlige Eskalation), und morgen vertick ich Crack dort am Kottbusser Tor.“ Das Publikum rastet aus, als hätte Götze gerade den Siegtreffer geschossen. Und nochmal das Ganze: „Ich sag zu Papa Schlumpf: Warum fährst du keinen Benz, blauer Zwerg? (Sinnpause) Ich vertick das Crack dort am Prenzlauer Berg!“ Mindestens so unterhaltsam wie skurril.

Beendet wird dieser glorreiche Abend leider von zwei traurigen Umständen: Money Boy will als letzten Track doch noch den „Awesome-O“ spielen, doch der Saft wird ihm abgedreht – es ist schon nach Mitternacht. Bei der anschließenden Selfie-Session zeigt sich: In den Wodkaflaschen, aus denen der Boy während der Show fleißig getrunken hat, war wohl tatsächlich Wodka drin. Zumindest diesen Teil seines Kunstfigur-Daseins sollte er nicht zu ernst nehmen. Den Rest hat er längst perfektioniert.