Diagnose: Devotionalititis Im Endstadium


Seitdem sich Madonna nur noch die kleine Lourdes Maria zur Brust nimmt, sind die Chancen für Fans auf der ganzen Welt drastisch gesunken, der Sängerin mal in aller Ruhe an die Wäsche zu gehen. Doch ausgerechnet in Moers, jenem Niemandsland zwischen Ruhrgebiet und den niederländischen Gentomaten-Fabriken, konnten sich Jäger und Sammler heißbegehrter Madonna-Mieder jetzt von ihren Entzugserscheinungen befreien lassen. Dort nämlich treffen sich alljährlich die hoffnungslos an Devotionalitis erkrankten Hardcore-Fans und holen sich bei der einzigen hierzulande abgehaltenen Rockmemorabilia-Auktion die längst überfällige neue Dosis ab. Dr. Music, der Chefarzt dieser Intensivstation für Sammel-Opfer, hält in diesem jähr auch ein probates Mittel für Wäschefetischisten mit Schwerpunkt „Madonna“ bereit: Aufruf Nummer 267 in der Auktion ist ein roter Büstenhalter, nachweislich mehrfach von Madonna getragen.

Als der BH aufgerufen wird, herrscht peinlich-belustigtes Schweigen im Saal. Der Auktionator verliest das schriftliche Gebot, doch keiner bietet mit. Dr. Music heizt die Stimmung an: „Das Teil ist garantiert ungewaschen. Wer es erwirbt, kann das Glas auch abmachen, um das richtige Feeling dafür zu bekommen.“ Nach einer kurzen Bedenkzeit fällt der Hammer: Für 5.500 Mark an einen anonymen, schriftlichen Bieter. Im Saal selbst kommt erst bei Stücken von den Beatles und den Stones richtige Auktions-Stimmung auf. Während Erinnerungsstücke (Schwerpunkt: Goldene Schallplatten und britische Awards) von Künstlern wie David Bowie und Elton John (signierter Strohhut für 250 Mark) oder des Hendrix-Bassisten Noel Redding (seine signierten Wildleder-Stiefel wollte noch nicht einmal für 150 Mark jemand haben) wenig Begeisterung ernteten, glühten Augen und Ohren der Sammler bei der handgeschriebenen Songli-I ste von lohn Lennon 1 (Zuschlag: 7.000 Mark), dem selbstgespielten Höfner-Bass von Paul Mc-Cartney (schlappe 8.500 Mark), der signierten Nirvana-Stratocaster (4.400 Mark) und der von Rolling Stone Brian Jones mitunterschriebenen ‚Anthwistle Teardrop‘-Gitarre, die mit 10.500 Mark von einem britischen Stones-Fan ersteigert wurde.

Eine goldene Nase verdient sich Dr. Music bei den Auktionen nicht, eher schon die eine oder andere goldene Schallplatte, die durch die Versteigerungsumsätze für ihn mit abfällt. Das Spiel kennt man von Koks-Dealern: Sie verkaufen das meiste, behalten den besten Stoff aber für sich.

Dr. Music ist auch zwischen den alljährlichen Auktionen konsultierbar: Tel 02841/502909